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Gewaltdelinquenz – Lange Freiheitsentziehung – Delinquenzverläufe

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Interessenkonflikte in der Evaluationsforschung 101<br />

gen für diese massiven Unterschiede: Die Umsetzungsperspektive (high fidelity<br />

view) postuliert, dass Programme in besserer Qualität umgesetzt werden,<br />

wenn die Entwickler selbst für ihre Durchführung verantwortlich sind.<br />

Diese Lesart geht davon aus, dass die Resultate dieser Studien nicht grundlegend<br />

falsch sind. Ihnen fehlt aber die externe Validität, d.h. ihre<br />

Ergebnisse lassen sich nicht auf Routineanwendungen des gleichen<br />

Programmes generalisieren. Im Gegensatz dazu nimmt die zynische<br />

Perspektive (cynical view) an, dass sich hinter diesen Diskrepanzen ein<br />

wesentlich heimtückischeres Problem verbirgt. Die positiveren Ergebnisse in<br />

Studien, die von Programmentwicklern geleitet werden, könnten durch<br />

systematische Verzerrungen entstehen, verursacht durch problematische<br />

Entscheidungen im Verlauf einer experimentellen Studie. Man nimmt an,<br />

dass die wichtigste Ursache dafür ein Interessenkonflikt ist: Ein Forscher hat<br />

die Rolle eines unparteiischen und skeptischen Wahrheitssuchers, ein<br />

Programmentwickler die des enthusiastischen Verfechters eines bestimmten<br />

Programmes <strong>–</strong> eine Rolle, die zudem oft verbunden ist mit bedeutsamen<br />

finanziellen und organisatorischen Interessen.<br />

Die Aussicht, die Resultate von experimentellen und quasi-experimentellen<br />

Studien könnten verzerrt sein, ist beunruhigend. Sie könnte ernsthafte Konsequenzen<br />

für die evidenzbasierte Prävention haben. Verfechter der evidenzbasierten<br />

Kriminalitätsprävention möchten Praxis und Politik mit der bestmöglichen<br />

Information darüber versorgen „what works, what doesn’t, and<br />

what’s promising“ (Sherman et al., 2002). Sollten sich aber systematische<br />

Verzerrungen im System verbergen <strong>–</strong> möglicherweise in unterschiedlichem<br />

Ausmaß in verschiedenen Präventionsbereichen <strong>–</strong> ist das ganze Programm<br />

evidenzbasierter Prävention ernsthafter methodischer und ethischer Kritik<br />

ausgesetzt.<br />

Dieser Beitrag schlägt Methoden vor, mit denen man das Ausmaß von Verzerrungen<br />

aufgrund von Interessenkonflikten empirisch untersuchen kann.<br />

Im ersten Teil fasse ich die empirischen Befunde zusammen. Im zweiten<br />

Teil schlage ich einen theoretischen Rahmen vor, um Verzerrungen durch<br />

Interessenkonflikte zu analysieren. Im dritten Teil rege ich Strategien an, die<br />

helfen könnten, unser Wissen über Verzerrungen im Forschungsprozess zu<br />

erweitern.

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