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Gewaltdelinquenz – Lange Freiheitsentziehung – Delinquenzverläufe

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Matthias Rau<br />

kurdischen 6 Migrationshintergrund untersucht, die gleichzeitig jeweils große<br />

Anteile an den überproportionalen Inhaftierungszahlen 7 einnehmen. Hinter<br />

der dritten Gruppe mit nordafrikanischem Migrationshintergrund stehen<br />

Menschen maghrebinischer Herkunft, im Schwerpunkt Marokkaner, für die<br />

ein regionales Forschungsinteresse existiert. 8<br />

Für einen Vergleich werden die Probanden nach bestimmten, hier auszugsweise<br />

benannten, Zielgruppenkriterien ausgewählt. Alle Probanden sollen<br />

männlich sein und einen der besprochenen Migrationshintergründe aufweisen.<br />

Die Anlasstat für die Erstinhaftierung stammt aus den Bereichen des<br />

Betäubungsmittelgesetzes (BtMG), der Gewalt- oder Vermögensdelinquenz.<br />

9 Weiterhin soll die Anlasstat für die Erstinhaftierung zwischen dem<br />

14. und 21. Lebensjahr erfolgt sein und die faktische Inhaftierungszeit ein<br />

Jahr nicht unterschreiten. Ziel der Kriterien ist es, mit Blick auf die<br />

Entlassung aus der Erstinhaftierung eine Situation maximalen Stresses<br />

vorzufinden. In dieser Situation wäre die erneute Begehung von Straftaten,<br />

auch mit Blick auf die Altersverlaufskurve der Kriminalitätsbelastung, zu<br />

erwarten.<br />

Nach der Entlassung aus der Erstinhaftierung nehmen die Probanden innerhalb<br />

der nächsten bis zu drei Jahre unterschiedliche Wege. Die „Rückkehrer“<br />

müssen, sofern das Urteil rechtskräftig ist oder eine Bewährung zurückgenommen<br />

wurde und die Probanden ihre Haft angetreten haben, in der Justizvollzugsanstalt<br />

(JVA) interviewt werden. Für diese Gruppe sind die Ereignisse<br />

und die sozialen Netzwerke kurz vor der erneuten Tat und im Verlauf<br />

seit der Entlassung zentral. Für die Gruppe der „Erfolgreichen“ liegt der<br />

Schwerpunkt der Erhebungen auf den sozialen Netzwerken zum Erhebungszeitpunkt<br />

(drei Jahre nach der Haftentlassung), aber auch auf den Ereignissen<br />

und der Entwicklung der Kontakte. Die Probanden dieser Gruppe müssen<br />

in Freiheit aufgesucht werden. Die Teilnehmer der Studie werden je-<br />

6 Anteilsanalysen des Mikrozensus 2005 wiesen für zugewanderte Menschen aus der Türkei<br />

einen Anteil von 14,2 % an allen Zugewanderten aus (Statistisches Bundesamt: S.7).<br />

7 Für die (Spät-)Aussiedler vgl. Schwind, H.-D.: Kriminologie. Eine praxisorientierte Einführung<br />

mit Beispielen. 18.Auflage. Heidelberg 2008, § 23 Rn. 39 und § 25 Rn. 14.<br />

8 Von etwa 130.000 Menschen mit marokkanischem Migrationshintergrund in der Bundesrepublik<br />

(www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Laenderinformationen/Marokko/Bilateral.html<br />

- 20.10.2009) lebt ein großer Teil im Rhein-Main-Gebiet bzw. in Hessen.<br />

9 Entsprechend der Strafvollzugsstatistik von 2007 deckt die Auswahl der Delikte ca.<br />

70 % der männlichen Strafgefangenen und Sicherungsverwahrten ab (Statistisches Bundesamt:<br />

Strafvollzug - Demographische und kriminologische Merkmale der Strafgefangenen<br />

zum Stichtag 31.3.2007. - Fachserie 10 Reihe 4.1. - 2008, S. 22ff.).

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