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Gewaltdelinquenz – Lange Freiheitsentziehung – Delinquenzverläufe

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14 Kai-D. Bussmann, Claudia Erthal, Andreas Schroth<br />

Es wurden verschiedene Varianten von Pfadanalysen durchgeführt, die sich<br />

entweder auf einzelne Länder oder Ländergruppen beschränkten und auch<br />

bei der Zielvariable zwischen schweren und leichten Körperstrafen differenzierten.<br />

Im Folgenden beschränken wir uns auf die Darstellung der umfassendsten<br />

Variante, die die befragten Eltern aller fünf Vergleichsländer berücksichtigt<br />

und sich zudem auf die interessanteste Zielvariable der schweren<br />

Körperstrafen beschränkt. Die Ergebnisse der verschiedenen Varianten<br />

ähnelten sich zudem sehr. Allerdings beeinflusste das Rechtsbewusstsein in<br />

den Ländern mit einem gesetzlichen Verbot das Erziehungsverhalten deutlich<br />

stärker. In dem untersuchten Gesamtmodell für alle Länder zur Erklärung<br />

der Häufigkeit schwerer Körperstrafen wurde eine aufgeklärte Varianz<br />

von 34 % im Gesamtmodell erreicht. Dies spricht dafür, dass zumindest die<br />

wichtigen erklärenden Variablen berücksichtigt wurden.<br />

Entsprechend der theoretischen Annahmen zeigt die Pfadanalyse für schwere<br />

Körperstrafen sowohl einen starken direkten Zusammenhang zwischen der<br />

Wahrnehmung der rechtlichen Grenzen (Rechtsbewusstsein) und der Häufigkeit<br />

von Körperstrafen als auch indirekte Zusammenhänge zwischen den<br />

Modellvariablen Gewaltdefinition und Befürwortung von Körperstrafen.<br />

Starke Einflüsse gehen aber auch indirekt vermittelt von der Gewaltdefinition<br />

(-.36) über die Befürwortung von Körperstrafen (.26) auf den Einsatz<br />

schwerer erzieherischer Gewalt aus. Ein ausgeprägtes Rechtsbewusstsein<br />

bzgl. schwerer Körperstrafen verstärkt die Wahrnehmung von Gewalt und<br />

gleichzeitig verringert es Körperstrafen befürwortende Einstellungsmuster.<br />

Die Erfahrung schwerer Körperstrafen in der Kindheit der Befragten hat<br />

ebenfalls einen direkten Effekt auf das Züchtigungsverhalten (.15) <strong>–</strong> sie<br />

erhöht den Einsatz schwerer Körperstrafen, was durchaus als Indiz für den in<br />

der Forschung immer wieder bestätigten „Kreislauf der Gewalt“ interpretiert<br />

werden kann. Darüber hinaus führen leichte elterliche Züchtigungserfahrungen<br />

zu einer weiteren Gewaltdefinition (-.19), so dass weniger Vorkommnisse<br />

als Gewalt etikettiert werden und sie verstärken Körperstrafen befürwortende<br />

Einstellungen (.16). Dies verdeutlicht die prägende Bedeutung eigener<br />

Gewalterfahrungen für das spätere elterliche Erziehungsverhalten. Zusätzlich<br />

erhöht Gewalt in der Partnerschaft das Risiko von Gewalt in der Erziehung<br />

erheblich (.17), sie wirkt sich zudem auf entsprechende Gewalt<br />

befürwortende Einstellungen aus (.11).

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