Gewaltdelinquenz – Lange Freiheitsentziehung – Delinquenzverläufe

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Hauke Brettel
Die Vermutung der Kontraproduktivität stationärer Langzeitbehandlung ist
nämlich nicht ohne weiteres auf Straftäter mit Sonderproblemen zu beziehen,
wie nicht zuletzt die Unterbringungszeiten bei den so genannten therapeutischen
Maßregeln (vgl. §§ 63, 64 StGB) zeigen. Nach Vollverbüßung
sollte also mehr als das therapeutische Minimalprogramm der gegenwärtigen
Sicherungsverwahrung bereitstehen, was durch entsprechende Ausgestaltung
des Verwahrvollzugs oder durch Alternativen zur Sicherungsverwahrung erreicht
werden könnte. 26
5. Fazit
Aus unterschiedlichen Blickwinkeln erscheint § 7 Abs. 2 JGG somit in trübem
Licht. Einen adäquaten Umgang mit Besserungsfähigkeit nach Vollverbüßung
ermöglicht er ebenso wenig, wie eine zuverlässige Anwendung
bei Sexualstraftätern. Ein handfestes Regelungsdefizit besteht überdies bei
den Vorschriften zur Ausgestaltung des Jugendstrafvollzugs, der einer Entscheidung
gem. § 7 Abs. 2 JGG vorausgeht. Vielleicht hätte es deshalb besser
zu den Gesetzesentwürfen im Planungsstadium heißen sollen: „Wegschließen
– und zwar für immer!”
26 Gute Gründe sprechen für einen vollständigen Verzicht auf Sicherungsverwahrung aus
Anlass von Jugendstraftaten, s. etwa Kinzig ZJJ 2008, 245, 248 ff.; Graebsch ZJJ 2008,
284, 284 ff.; Ostendorf/Bochmann ZRP 2007, 146, 146 ff.; Ullenbruch NJW 2008, 2609,
2612 ff. jew. m. w. N. Insoweit stehen sämtliche Überlegungen unter dem Vorbehalt,
dass man die Variante der Sicherungsverwahrung nach § 7 Abs. 2 JGG nicht wieder
aufgibt.