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Gewaltdelinquenz – Lange Freiheitsentziehung – Delinquenzverläufe

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Esther Vornholt<br />

halten oberflächlich an vorherrschenden gesellschaftlichen Normen ausrichten,<br />

werden als „verlogene Bastarde“ charakterisiert, da sie nicht den Mut<br />

aufweisen, sich gesellschaftlichen Ächtungsprozeduren zu unterziehen und<br />

stattdessen unter Aufgabe selbstbestimmter Individualität konforme Verhaltensanpassung<br />

anstreben, während Personen, die erfolgreich eine Verheimlichung<br />

ihrer Gewalthandlungen realisieren als „heuchlerisch“ zu klassifizieren<br />

sind. Die jungen Straftäter verschaffen sich folglich ein Interpretationsraster,<br />

in dem „Unehrlichkeit“ als Abwertungskriterium in Erscheinung<br />

tritt und als verabsolutierender Maßstab die moralische Integrität der Individuen<br />

bzw. der Gesellschaft abbildet. Die Orientierung an Ehrlichkeit und<br />

Aufrichtigkeit vor dem Hintergrund eines elementaren Gewaltpotentials des<br />

Menschen ermöglicht somit, das eigene unmittelbare Ausleben dieser trieb-<br />

und lerntheoretisch verankerten destruktiven Komponente als moralisch höherwertig<br />

zu interpretieren, was den Unterschied zu „all dem minderwertigen<br />

Rest, der mich mein Leben lang umgibt“, verdeutlicht:<br />

G.: Ganz einfach: Absolut gar nichts, nur bin ich mir gegenüber so loyal, so<br />

ehrlich all meine Fehler und Laster zu gestehen, mich nicht zu belügen und<br />

offen zu sagen, dass ich daran vielleicht gar nichts ändern möchte.“ (Steve<br />

WI-08)<br />

Die „kriminelle“ Selbstkonzeption unter dem Leitprinzip „sich selbst treu zu<br />

sein und zu bleiben“ als Ausdruck des subjektiven Verständnisses von Humanität<br />

und moralischem Ideal symbolisiert eine bestimmte Verbindung zu<br />

sich selbst, die durch äußere Konformitätsanforderungen bedroht wird und<br />

gleichzeitig der status- und leistungsorientierten Gesellschaftsordnung ein<br />

alternatives Klassifikationssystem zur Verfügung stellt, um den Prinzipien<br />

der Selbstverwirklichung zu entsprechen. In letzter Konsequenz führt diese<br />

Konstruktionslogik dazu, dass „sinnlose Gewalt“, definiert als Gewalt, die<br />

keinerlei externe Zielsetzungen bedarf, d.h. ihr Ziel „in sich selbst findet“<br />

und unabhängig von Zweckrationalitäten existiert, als Inbegriff der Ehrlichkeit<br />

gehandhabt wird, d.h. „sinnlose Gewalt“<br />

„... die keinerlei Sinn, Zweck oder Motiv hat, außer natürlich der Lust [...]<br />

ist ne ehrliche Sache [...] die das psychische Ebenbild im Vollbrachten<br />

widerspiegelt, die Abgründe der menschlichen Psyche.“ (Steve WI-08)

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