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Gewaltdelinquenz – Lange Freiheitsentziehung – Delinquenzverläufe

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Interessenkonflikte in der Evaluationsforschung 105<br />

Gandhi et al. (2007) untersuchten die Forschungsbefunde zu fünf schulbasierten<br />

Drogenpräventionsprogrammen, die als wissenschaftlich geprüfte<br />

„Modellprogramme“ oder „beispielhafte Programme“ gelten und in den<br />

USA auf mindestens einer von sieben staatlichen Empfehlungslisten aufgeführt<br />

sind. Die Autoren zeigten auf, dass die Befunde über die Wirkung dieser<br />

Programme generell gemischt sind und dass sich die positivsten Ergebnisse<br />

auf gestiegenes Wissen oder auf Einstellungsveränderungen beziehen.<br />

Entgegen der Behauptungen der Entwickler war nur wenig darüber bekannt,<br />

ob die Programme den Substanzgebrauch auf lange Sicht erfolgreich reduzieren.<br />

Zudem kritisierten die Autoren eine Reihe methodischer Fehler, wie<br />

die Wiedergabe von isolierten positiven Effekten, die beim Test vieler Zielgrößen<br />

rein zufällig zu erwarten sind, oder die Überbewertung positiver<br />

Effekte in Subgruppen, die während der statistischen Analyse nachträglich<br />

definiert wurden. Sie empfehlen mehr unabhängige Studien, weil wenig<br />

darüber bekannt ist, „what the results would be if the program were<br />

evaluated by individuals who did not develop it“ (Gandhi et al., 2007: 61).<br />

Gorman publizierte mehrere Studien über mögliche methodische Verzerrungen<br />

in Eigenvaluationen (Gorman, 2003, 2005a, 2005b; Gorman & Conde,<br />

2007). Er stellte eine Reihe von problematischen methodischen Entscheidungen<br />

fest, die durch Interessenkonflikte verursacht sein könnten. Sie umfassen<br />

das selektive Berichten von positiven Resultaten, das Ignorieren von Problemen,<br />

die durch unterschiedliche Stichprobenausfälle entstehen, die nachträgliche<br />

Definition des analysierten Datensets, inkonsistente ad-hoc Definitionen<br />

der abhängigen Variable und den ungerechtfertigten Gebrauch von einseitigen<br />

Signifikanztests.<br />

3.4 Unabhängige Evaluationen von Programmeffekten<br />

Eine dritte Möglichkeit, systematische Verzerrungen zu erforschen, sind unabhängige<br />

Evaluationen von Präventionsprogrammen. Wenn man ihre Ergebnisse<br />

den Resultaten von Studien gegenüberstellt, in denen Interessenkonflikte<br />

bestehen, vergleicht man verschiedene Tests desselben Produktes.<br />

Das ist ein Vorteil gegenüber von Metaanalysen. Natürlich können sich unabhängige<br />

Evaluationsstudien auch in anderen Aspekten von Eigenevaluationen<br />

unterscheiden, als dass sie weniger anfällig für Interessenkonflikte<br />

sind. So sind Evaluationen von unabhängigen Forscherteams oft groß angelegte<br />

Feldstudien, in denen man Programme unter anspruchsvolleren, heterogenen<br />

Bedingungen testet. Dennoch ist es aufschlussreich, einige bekannte<br />

Präventionsprogramme anzuschauen, die kürzlich unabhängig evaluiert wur-

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