Gewaltdelinquenz – Lange Freiheitsentziehung – Delinquenzverläufe

Konzept & Praxis der Arbeit mit Sicherungsverwahrten: JVA Celle 391
In einer „Arbeitsgruppe Sicherungsverwahrung“ orientierten wir uns bei der
Beantwortung dieser Frage an den Vorgaben, die das Bundesverfassungsgerichts
in seiner grundlegenden Entscheidung vom 05.02.2004 formuliert
hat.
Dort heißt es:
- Auch bei dauerhaft Untergebrachten ist auf die Resozialisierung hinzuwirken.
- Es ist ein ausreichendes, differenziertes und qualitativ gutes Angebot an
Arbeitsplätzen, Schulausbildung, Therapie und Freizeit zu entwickeln
bzw. vorzuhalten.
- Vollzugslockerungen sind unabdingbar für die Prognoseentscheidung.
- Die Möglichkeiten der Besserstellung der Sicherungsverwahrten im Vollzug
sind weitestgehend auszuschöpfen. 1
Andererseits wird in der Kammerentscheidung auch dem Recht der Gesellschaft
auf Schutz vor gefährlichen Rückfalltätern Rechnung getragen und
konstatiert, dass es einzelne Persönlichkeiten gibt, die nicht therapierbar sind
und dauerhaft eine Rückfallgefahr darstellen. Aber auch diesen „hoffnungslos
Verwahrten“, so wörtlich das Bundesverfassungsgericht, soll innerhalb
der Mauern ein Höchstmaß an Lebensqualität, also Anregungen, Abwechselung
und Entfaltungsmöglichkeiten geboten werden. 2
Wir haben damals einen Katalog von Qualitätskriterien entwickelt, anhand
dessen eine Bestandsaufnahme der Ausgangssituation vorgenommen und
diese einer Stärken- und Schwächenanalyse unterzogen wurde. Auf dieser
Grundlage haben wir ein erstes Konzept entwickelt.
3.2 Zielgruppe
Mit welcher Population haben wir es zu tun?
Ich präsentiere Ihnen einige aktuelle Zahlen vom Stand September 2009.
1 BVerfG , Urteil vom 05. Februar 2004 - 2 BVR 20290/1-, Randnummern 71-76, Link:
http://www.bundesverfassungsgericht.de/entscheidungen/rs20040205_2bvr2020901.htm
l, 22.10.2008.
2 ebenda, Randnummer 126.