09.12.2012 Aufrufe

Gewaltdelinquenz – Lange Freiheitsentziehung – Delinquenzverläufe

Gewaltdelinquenz – Lange Freiheitsentziehung – Delinquenzverläufe

Gewaltdelinquenz – Lange Freiheitsentziehung – Delinquenzverläufe

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Zur variablen Rationalität jugendlicher Gewalttäter 69<br />

6. Zusammenfassung<br />

Im vorliegenden Beitrag wird zunächst eine Täterklassifikation speziell zu<br />

dem Zweck vorgenommen, in einem weiteren Schritt einer theoretischen<br />

Erklärung zugänglich zu sein. Es zeigt sich, dass anhand einer Klassifikation,<br />

die ausschließlich anhand der begangenen Gewaltdelikte erfolgt, nur<br />

ein kleiner Teil der Befragten im analysierten Paneldatensatz jährlich den Intensivtätern<br />

zuzurechnen ist. Obwohl sich die hier durchgeführte Klassifikation<br />

von den in der Literatur beschriebenen unterscheidet <strong>–</strong> eine einheitliche<br />

Klassifikation kann als kaum möglich betrachtet werden 41 <strong>–</strong>, stimmen doch<br />

zahlreiche deskriptive Befunde wie beispielsweise die Versatilität der Täter<br />

oder der hohe Jungenanteil hiermit überein.<br />

Die Erklärung der Klassenzugehörigkeit erfolgt dann über ein theoretisches<br />

Modell, das sich aus der kognitiven Emotionstheorie Lazarus’ und der<br />

Frame-Selektions-Theorie Essers bzw. Kronebergs zusammensetzt. Den Angehörigen<br />

verschiedener Gewalttäter-Klassen wird hierauf aufbauend ein<br />

verschieden rationaler Modus <strong>–</strong> eine variable Rationalität <strong>–</strong> bei der Begehung<br />

von Gewalthandlungen unterstellt. Während im Falle von Intensivtätern<br />

davon ausgegangen wird, dass sie Gewalt in erster Linie automatischspontan<br />

ausüben, wird bezüglich der mittelschweren Täter und der Nicht-Täter<br />

vermutet, dass die Entscheidung für oder gegen Gewalthandeln überwiegend<br />

rational-kalkulierend vor sich geht.<br />

Insgesamt stellt sich heraus, dass gewalthaltige Handlungsroutinen <strong>–</strong> welche<br />

ein wesentlicher Bestandteil automatisch-spontanen Handelns sind <strong>–</strong> einen<br />

starken Einfluss auf alle Tätergruppen ausüben; fehlen sie, kommt es meist<br />

zu keinerlei Gewalthandeln. Jedoch sind diese Handlungsroutinen nicht allein<br />

ausschlaggebend für die Zugehörigkeit zur intensivsten Gewalttätergruppe.<br />

Zusätzlich sind hier niedrige Kosten- und Risikoeinschätzungen von<br />

Bedeutung.<br />

41 Boers, K.: Kontinuität und Abbruch persistenter <strong>Delinquenzverläufe</strong>. In: DVJJ (Hg.).<br />

Fördern Fordern Fallenlassen. In: Dokumentation des 27. Deutschen Jugendgerichtstages<br />

in Freiburg. Godesberg 2008. S. 341-376.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!