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Gewaltdelinquenz – Lange Freiheitsentziehung – Delinquenzverläufe

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Daniela Hosser, Anabel Taefi, Stefan Giebel<br />

sung vorgestellt. Einleitend fasst eine kurze Übersicht die bisherigen zentralen<br />

Befunde entwicklungsdynamischer Delinquenzstudien zusammen.<br />

2. Die Untersuchung von <strong>Delinquenzverläufe</strong>n<br />

Breit angelegte Längsschnittstudien steuerten einige grundlegende Erkenntnisse<br />

über Stabilität und Veränderung delinquenten Verhaltens im Lebensverlauf<br />

bei (Farrington, 2005; Thornberry & Krohn, 2003). Obwohl die Studien,<br />

begründet durch unterschiedlichste Forschungsziele und thematische<br />

Ausrichtungen mitunter zu disparaten Einschätzungen kommen, lassen sich<br />

als kleinster gemeinsamer Nenner folgende Erkenntnisse zusammenfassen:<br />

Es sind wenigstens zwei Straftätergruppen mit unterschiedlichen <strong>Delinquenzverläufe</strong>n<br />

und spezifischen Risiko- und Schutzfaktoren zu unterscheiden<br />

(Moffitt, 1993). Auf die Phase der Adoleszenz beschränkte Täter begehen<br />

Straftaten primär in Reaktion auf die Entwicklungsherausforderungen,<br />

die im Jugend- und Heranwachsendenalter an sie gestellt werden und die sie<br />

nicht adäquat bewältigen können. Hingegen werden die persistierenden Täter<br />

bereits in der Kindheit durch Verhaltensstörungen und delinquentes Verhalten<br />

auffällig und bleiben dies auch jenseits des 30. Lebensjahres. Als Ursache<br />

der Delinquenz wird bei ihnen eine Kumulation biologischer, psychologischer<br />

und sozialer Risikofaktoren gesehen, die sich gegenseitig im Sinne<br />

eines Teufelskreises verstärken. Die Gruppe dieser Täter kann dabei noch<br />

weiter in „high-level“ und „low-level chronics“ untergliedert werden (Nagin,<br />

Farrington & Moffitt, 1995), die sich in Art und Anzahl der Risikofaktoren<br />

unterscheiden. Obwohl für das Jugend- und das Erwachsenenalter noch weitere<br />

Verlaufsvarianten existieren, bietet sich diese einfache Taxonomie als<br />

Basis für weitere Ausgangsüberlegung an, da sie bereits mit konkreten Hypothesen<br />

über die Ursachen der Delinquenz verknüpft ist.<br />

Über Risikofaktoren für den frühen Beginn einer kriminellen Karriere sowie<br />

über Schutzfaktoren, welche eine Abkehr von kriminellem Verhalten begünstigen,<br />

herrscht in der internationalen Forschung trotz der zu beachtenden<br />

Unterschiede hinsichtlich Recht, Gesellschaft und Kultur weitgehend ein<br />

Konsens. Personale Faktoren (neurologische, endokrinologische und physiologische<br />

Auffälligkeiten, ADHS, Aggressivität, mangelnde Emotionsregulation<br />

und Impulskontrolle, geringe Intelligenz, Lernstörungen) begünstigen in<br />

Interaktion mit einem ungünstigen familiären Umfeld (fehlende Bindungen,<br />

fehlende Beaufsichtigung, inkonsistentes Erziehungsverhalten, Vernachlässigung,<br />

Gewalterfahrungen, geringes Haushaltseinkommen) und einem ungün-

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