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Gewaltdelinquenz – Lange Freiheitsentziehung – Delinquenzverläufe

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Esther Vornholt<br />

schaum, ich bin der letzte Scheiß“ manifestiert und die Biographie der Straftäter<br />

kontinuierlich durchzieht.<br />

Die positive Besetzung krimineller Aktivitäten transformiert sich zunehmend<br />

über Erfolgserlebnisse, die mitunter ein „geborenes Talent“ zum Vorschein<br />

bringen und Anerkennungserfahrungen bereitstellen, in intrinsisch<br />

motiviertes Spaßerleben. Dies bedeutet auch, dass die vorherige Argumentation<br />

einer Ziel-Mittel-Diskrepanz, die durchaus zur Anwendung gelangt, um<br />

die Stigmaabwehr darüber zu begründen, an dieser Stelle zurückgedrängt<br />

wird:<br />

G.: [...] Weil, es geht da ja auch nicht nur ums Geld. Es geht ja auch darum:<br />

Mir macht das einfach Spaß. (Steve WI-I)<br />

oder wie der junge Mann Michael Gewalthandlungen, ursprünglich zur Stigmaabwehr<br />

eingesetzt, mit Spaß und Machterleben beschreibt:<br />

G.: Ich weiß eins: Wenn ich jetzt wieder einen schlage, das gefällt mir<br />

automatisch wieder! Ich weiß es, (.) dass mir das so Spaß macht. [...] der,<br />

der Nervenkitzel dabei. [...] Ja, man sieht ja auch so, wenn ich ein schlage,<br />

dann sehe ich ja: Aha, der hat Angst vor mir! [...] wenn ich was will, nehm<br />

ichs ihm einfach weg, (.) und hab halt die Macht über den und das macht,<br />

des macht Spaß, weißt? Also, des, des ist nen gutes Gefühl im Endeffekt.<br />

(Michael WI-I)<br />

Rechtfertigungen bzw. Techniken der Neutralisierung, die dem delinquenten<br />

Subjekt ermöglichen eine persönliche Ich-Identität herzustellen, die von externen<br />

Zuschreibungsprozessen nicht dominiert wird, werden in diesem Stadium<br />

weitgehend überflüssig. Der abweichend agierende Handlungsakteur<br />

„ist“ seine Kriminalität bzw. die kriminalisierbaren Handlungen sind konstitutives<br />

Element der Selbstdarstellung; während die Relativierung individueller<br />

Verantwortung extrem kontraproduktiv ist.<br />

Parallel zu dieser Entwicklung entfaltet die Selbststigmatisierung allerdings<br />

eine unkontrollierbare Eigendynamik, die von Ambivalenzen gekennzeichnet<br />

ist und (erneut) in Erfahrungen von Ausgrenzung einmündet, was sich<br />

nicht zuletzt auch über Inhaftierungen und das sich darüber symbolisierende<br />

Scheitern an gesellschaftlichen Strukturen dokumentiert.<br />

G.: Ich so: Ja, warum hast du mit mir Schluss gemacht und so? Ja, ich hab<br />

voll Angst vor Dir und so, nee? Ich so: Warum? (1) Meinst Du, ich würd dir<br />

was tun oder was? (1) Ja, da hat sie auch gesagt, sie kann mich nicht ein-

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