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Gewaltdelinquenz – Lange Freiheitsentziehung – Delinquenzverläufe

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Daniela Pollich<br />

Zeitraum, für den ein Täter in eine bestimmte Kategorie eingeordnet wird,<br />

die Art der Delikte, die einbezogen werden, sowie die Vorgehensweise zur<br />

Berücksichtigung von deren Schwere und Häufigkeit.<br />

Bei der Datengrundlage handelt es sich um Daten aus einer Dunkelfeldbefragung.<br />

Dies ergibt sich pragmatisch aus der Tatsache, dass die zugrunde liegenden<br />

Daten der Studie Kriminalität in der modernen Stadt (siehe genauer<br />

Abschnitt 2 in diesem Beitrag) anhand von Selbstberichten im Dunkelfeld<br />

erhoben wurden. Dennoch ist es notwendig, sämtliche Vor- und Nachteile<br />

der verwendeten Datengrundlage 15 zu bedenken und in die Interpretation der<br />

Ergebnisse einzubeziehen. Weiterhin werden die Täter anhand der innerhalb<br />

eines Jahres berichteten Delikte klassifiziert. Zwar entspricht dieses Vorgehen<br />

nicht den momentan in der kriminologischen Forschung sehr verbreiteten<br />

und prominenten längsschnittlichen Analysen von <strong>Delinquenzverläufe</strong>n;<br />

diese haben Täterklassifikationen anhand einer Momentaufnahme weitgehend<br />

abgelöst. 16 Dennoch soll insbesondere aus theoretischen Gründen an<br />

einem solchen kürzeren Klassifikationszeitraum festgehalten werden: Zwar<br />

eignen sich Trajektorien zur Beschreibung von <strong>Delinquenzverläufe</strong>n, jedoch<br />

weniger zur kausalen Analyse der Wirkweise möglicher Ursachen von Delinquenz,<br />

wenn diese jeweils zum Zeitpunkt ihrer Wirkung (bzw. unmittelbar<br />

danach) analysiert werden sollen. 17 Das Ziel des vorliegenden Beitrags<br />

liegt nicht darin, Täter anhand von <strong>Delinquenzverläufe</strong>n zu klassifizieren,<br />

sondern im Rahmen eines theoretischen Ansatzes herauszufinden, welche<br />

konkreten Umstände dazu führen, dass Jugendliche <strong>–</strong> sei es auch nur für<br />

kurze zeitliche Dauer <strong>–</strong> in die Gruppe der Intensivtäter oder auch weniger<br />

schweren Täter einzuordnen sind. Auch weil die Gruppe der Intensivtäter in<br />

der vorliegenden Arbeit aus Jugendlichen und jungen Erwachsenen besteht,<br />

deren delinquentes Handeln oftmals spontan mit zunehmendem Alter<br />

abflaut, ist eine recht kurze Zeitspanne zur Klassifikation auffälliger Täter<br />

durchaus als gerechtfertigt anzusehen.<br />

15 Beispielsweise Hindelang, M. J., Hirschi, T. &Weis, J. G.: Correlates of delinquency:<br />

The illusion of discrepancy between self-report and official measures. American Sociological<br />

Review, 1979, 44, S. 995<strong>–</strong>1014; Cernkovich, S. A., Giordano, P. C. & Pugh, M.<br />

D.: Chronic offenders: The missing cases in self-report delinquency research. In: The<br />

Journal of Law & Criminology, 1985, 76 (3), S. 705<strong>–</strong>732; Short, J. F. & Nye, F. I.:<br />

Reported behavior as a criterion of deviant behavior. Social Problems, 1957, 5 (3), S.<br />

207<strong>–</strong>213.<br />

16 Boers, K.: Kriminalität und Kausalität (unveröffentlichtes Manuskript).<br />

17 Francis, B., Soothill, K. & Fligelstone, R.: Identifying Patterns and Pathways of Offending<br />

Behaviour. European Journal of Criminology, 2004, 1 (1), S. 47<strong>–</strong>87.

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