11.07.2015 Aufrufe

Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

100‚Mütterlichkeitsform’ kann sich aus der instinktiven Veranlagung erst entwickeln. EineBestätigung liefert die Beschreibung von Muriels Persönlichkeit, die„aus der Entfaltung und gradweisen Vergeistigung einer triebhaften Anlage, die alle anderenKräfte ihres Wesens zu harmonischer Wechselwirkung steigerte [erwächst – N. N.]. Und darin seheich [Michaela] die großartige Geschlossenheit <strong>im</strong> Wesen dieser Frau, daß ihr Werk mit ihrempersönlichen Leben so völlig <strong>im</strong> Einklang und Gleichgewicht ist – ob nun ihre Ideen sichdurchsetzen werden oder nicht.“ (M. S. 805)Muriels Mütterlichkeit verliert folglich allmählich ihren triebhaften Charakter und n<strong>im</strong>mtdie Form einer eindeutig höher bewerteten, vergeistigten Mütterlichkeit an. Dabei ist nichtzu übersehen, dass mit dieser Unterscheidung der Mütterlichkeitsformen der Gedankewiederholt wird, dass die mütterliche Veranlagung der Frau etwas Triebhaftes und somitUrsprüngliches ist. Indem die Mütterlichkeit mit einem Trieb verglichen wird, wirdoffenbar suggeriert, dass sie eine Art Potenz ist, die als Instinkt in jeder Frau ruht.Mit der Forderung, den mütterlichen Instinkt zu vergeistigen, sind dieFrauenrechtlerinnen Helene Lange und Gertrud Bäumer aufgetreten. 252 Das BeispielMuriels zeigt, dass das Phänomen der ‚geistigen Mütterlichkeit’ auch für <strong>Ina</strong> Seidel eineBedeutung hatte. Die Gestalt Muriels, gleich Brigitte aus dem Haus zum Monde, scheintjedoch erst ein Vorspiel zu der Auseinandersetzung mit dieser Frage zu sein; denn dasProblem der geistigen Mütterlichkeit wird vor allem <strong>im</strong> Falle Cornelies aus demWunschkind eine große Rolle spielen.3.1.1.3 Cornelie aus Das WunschkindDie berühmteste und ohne Zweifel die wichtigste <strong>Seidels</strong>che Mutter ist Cornelievon Echter, die Hauptgestalt des Wunschkindes (1930), eines vor dem Hintergrund der Zeitzwischen der Französischen Revolution und den sog. Freiheitskriegen (1793-1813)spielenden Romans. Cornelie von Echter (geborene von Tracht) stammt aus einem inHölkewiese ansässigen preußischen Adelsgeschlecht. Von ihrer Familie leben nur noch derVater, der General der Kavallerie Dubslav von Tracht und Cornelies Halbschwester252 Vgl. das Kapitel zu H. Lange und G. Bäumer.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!