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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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74„[…] so sehen wir in der jungen Bewegung der Frauen manchmal auch männliche Art. Weilsie die innere Unwahrheit der ihnen <strong>im</strong>mer wieder aufgedrängten Überlieferungen über dasWesen des Weibes abweisen, so meinen manche eine ganz besondere Unabhängigkeit desDenkens zu zeigen, wenn sie das genaue Gegenteil von dem thun, was bisher Frauenartwar.“ 215Die völlige Ablösung von der traditioneller Weiblichkeitsauffassung ist auch nach GertrudBäumer ein Charakteristikum der kämpfenden Frauengenerationen; sie führe zurVerzerrung aller seelischen Werte. 216 Diese Absage an das überlieferte Modell derWeiblichkeit und der Versuch der Angleichung an das Bestehende, also das Männliche,führe einen oft unbewussten Konflikt in der Frau selbst herbei, eine ArtPersönlichkeitsstörung, die sich vorzugsweise in der Zerstörung des psychischenGleichgewichts der Frau zeige:„Viele der Frauen, die auf irgendeinem Gebiet die Aufgabe haben, ihr geistiges Sein anirgendeiner Stelle von dem traditionellen Weiblichkeitsbegriff abzulösen, die es erleben, daßdieser Begriff sich mit ihrer Natur, ihrem Können, ihrer Interessenrichtung nicht deckt,können in diesem Konflikt, der so viel Unbewußtes bewußt macht, sich selbst nicht mehrnaiv und richtig einschätzen. Der Gegensatz übersteigert sich ihnen leicht. […] So kommendie vielen unharmonischen Typen der Übergangszeit zustande, an denen das wirklicheweibliche Können in der neuen Sphäre sicherlich noch nicht festgestellt werden kann.” 217Laut Bäumer trenne sich die Frau, die speziell in den Bereichen der Kunst und derWissenschaft lediglich „Nachahmerin des Mannes“ ist, „von den eigentlichen Quellenihrer schöpferischen Kraft.“ 218 Deswegen solle die Frau zuerst sich selbst studieren, sichselbst zum Gegenstand der Betrachtung machen, weil dies erst ihre Kunst oder ihrewissenschaftlichen Leistungen auf ein hohes Niveau steigern könne. Es ist frappant, dassBäumer trotzdem zu bedenken gibt, dass es nicht gewiss ist, ob die weiblichen Leistungenauf den Gebieten der Kunst und Wissenschaft in Zukunft den männlichen gleichwertig seinwerden. Unbestritten sei dagegen die Beteiligung der Frau an der Kultur <strong>im</strong> Sinne der215 Ebd. S. 93.216 Vgl.: Gertrud Bäumer: Psychologische Grundlegung (1911). In: Caroline Hopf / Eva Matthes: HeleneLange und Gertrud Bäumer. (wie Anm. 140), S. 103.217 Gertrud Bäumer: Psychologische Grundlegung (1911). In: Caroline Hopf / Eva Matthes: Helene Langeund Gertrud Bäumer. (wie Anm. 140), S. 103.218 Gertrud Bäumer: Eine Metaphysik des Geschlechtsgegensatzes. (1907/1908). In: Caroline Hopf / EvaMatthes: Helene Lange und Gertrud Bäumer. (wie Anm. 140), S. 98.

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