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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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169Eine ähnlich aufopferungsvolle Liebe zu ihrem Mann empfindet Renée aus Renéeund Rainer und Michaela; auch für sie ist die Ehe wichtiger als die Mutterschaft: „[Rainer]kann aber nicht verlangen, daß ich ihn aufgebe, […] denn ich bin nur durch ihn ihre Mutterund bin in erster Linie seine Frau.“ (M. S. 285) Renée scheint nur für ihren Gatten zuleben: Als die Protagonistin die Hoffnung verliert, dass sie ihren Mann noch lebendigsehen wird, begeht sie Selbstmord.Es ist nicht nur die (zu) starke Bindung an den Mann, die eine Frau zu einer‚schlechten’ Mutter machen kann: Denn neben den ‘guten Ehen’ schildert <strong>Ina</strong> Seidel auch‚schlechte Ehen’, in welchen die zwischengeschlechtlichen Relationen ‚gestört’ sind – dieStörungen in der Ehe können auch eine der Ursachen sein, weshalb Frauen als Mütterversagen müssen. Als Beispiele sind hier die Gestalten Justine Forsters und ThereseHeynes aus Das Labyrinth zu nennen, sowie die Figur Veronika Orley aus Der Weg ohneWahl.Die Ehe der Forsters ist das Beispiel eines patriarchalischen Machtverhältnisses undeiner überspitzten Ungleichheit der Geschlechter: Justine Forster ist dem Manne völliguntergeordnet, ihr Wohlergehen bedeutet ihm nichts: der große Gelehrte überlässt sie undseine Familie dem eigenen Schicksal und macht sich auf eine Entdeckungsreise,ungeachtet dessen, dass er sie dadurch in finanzielle Schwierigkeiten bringt. Die Frau musssich selbst behaupten, weil sie auf die Hilfe des leichtsinnigen Mannes nicht rechnen kann.Sie muss ihm auch in seinen utopischen Vorhaben folgen und die eigenen Wünsche undBedürfnisse verdrängen. Justine ist das Sinnbild einer loyalen Ehefrau, deren Angst vordem Mann und deren blinder Gehorsam dazu führen, dass sie stillschweigend ihr Schicksalhinn<strong>im</strong>mt. Die Ehe der Forsters existiert lediglich als ein künstliches Gebilde, in welchessolche Gefühle wie Liebe oder gegenseitiger Respekt keinen Eingang finden. Justine undReinhard Forster bleiben sich fremd, nicht einmal die Anwesenheit der Kinder lässt denMann und die Frau einander näher kommen. 348Fremdheit und Unverständnis herrschen auch in der Ehe George Forsters undTherese Heynes: Obschon George seine Frau über alles liebt, geht Therese die Ehe nur ein,weil sie sich vielmehr von seinem internationalen Ruhm angezogen fühlt als von seinerPersönlichkeit. Bereits als seine Verlobte scheut Therese nicht davor zurück, George mitanderen Männern zu betrügen – der junge Forster will jedoch diese ‚Charakterschwäche’348 Mit der hier vorgenommenen Kritik an der patriarchalisch geprägten Ehe schreibt sich <strong>Ina</strong> Seidel in dieForderungen der gemäßigten Frauenrechtlerinnen ein, welche das herrschende Geschlechterverhältnis als einHörigkeitsverhältnis anprangerten und sich für partnerschaftliche zwischengeschlechtliche Beziehungeneinsetzten.

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