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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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149Ablehnung der Rolle der gehorsamen Tochter am deutlichsten zeigt. Diese Haltung hateine unmittelbare Auswirkung auf Elisabeths Verhalten als Mutter.Elisabeth zeigt sich als eine ungehorsame Tochter und gerät in Konflikt mit demVater, der der Inbegriff patriarchalischer und autoritärer Prinzipien ist, weil sie sich alsbewusst agierendes Subjekt zu setzen versucht und die ‚konventionelle’ Frauenrolle, d. h.die der gehorsamen Ehefrau, wie ihre Mutter es war, nicht als selbstverständlich hinn<strong>im</strong>mt.Diese Ablehnung der Konventionen zeigt sich bereits durch das Interesse für ‚nichtweibliche’ Angelegenheiten: Elisabeth liebte es nämlich,„sich mit dem Bruder in den Wäldern, auf dem Hof, in den Ställen umherzutreiben undallerlei Streiche mit ihm auszuführen, bei denen sie nicht selten die treibende Kraft war.Wenn sie eine körperliche Betätigung schätzte, so waren es Pirschgänge und Forellenfischen,in zweiter Linie aber die Fürsorge für Pflanzen und Tiere, worin sich denn wenigstens einebesondere weibliche Neigung ankündigte und entfaltete. Auch <strong>im</strong> Lernen hielt sie mitLeonard Schritt, sie zeigte den Ehrgeiz, Latein und Mathematik zu betreiben, undüberflügelte den langsamer auffassenden Knaben in manchen Stücken.“ (E. S. 29)Die Eigenständigkeit Elisabeths und ihre ‘männliche’ Prägung können von dem Vaternicht akzeptiert werden, zumal für ihn die Ehe „die Lebenserfüllung der Frau“ (E. S. 40)war. Elisabeth bricht aus dieser Rolle aus, indem sie nicht als Ehefrau das Elternhausverlässt, sondern als eine allein stehende Frau, die die Stelle einer Erzieherin in eineradeligen Familie bekommt. Ihr Drang danach, selbständig zu sein, ist stärker als dieKonventionen und die traditionelle Erziehung: obgleich sie letzten Endes die Rolle derEhefrau wählt, so ist eben die Eheschließung mit einem von ihrer katholischen Familienicht akzeptierten Mann der Ausdruck ihrer Eigenwilligkeit. Indem sie einen Protestantenheiratet, geht sie eine konfessionelle Mischehe ein, wodurch sie gegen die von der Kircheund der Gesellschaft aufgestellten Regeln verstößt und vor allem dem Vater zum Trotzhandelt. Gabriele Thöns behauptet dazu folgendes:„Vordergründige Thematik des ‚Unverweslichen Erbes’ ist ein Konfessionskonflikt. Hinterihm verbirgt sich der ‚weibliche Aufstand’ Elisabeths gegen den Vater: in dem symbolischen

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