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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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230beunruhigende Entwicklung wahrgenommen, welche für die Frau nur negative Folgenhaben kann: Wie am Beispiel der Schwestern Brömse gezeigt, kann die Übernahme dermännlichen Aufgaben, eine nicht „wesensgemäße Arbeitsteilung“ 426 , nur noch dieEntfremdung der Frau von ihrer wahren Natur, die <strong>im</strong> Mütterlichen liegt, herbeiführen. 4273.3.3.2 Die Weberin Melitta aus SommertageMelitta ist die Hauptfigur der sich lediglich einige Tage abspielenden ErzählungSommertage (1929) 428 . Gleich zu Beginn der Geschichte wird sie als ein einsames undarmes Mädchen dargestellt, das auf sich selbst angewiesen in einer Großstadt lebt:„Zu jener Zeit war Melitta ganz allein in der großen Stadt und hatte nichts als ihre mühseligeArbeit, ihren einsamen Schlaf und ihren alten Freund, mit dem sie täglich eine Stunde aufeiner Bank in den Anlagen plauderte. Das war wenig genug, und es ist nicht erstaunlich, daßsie sehr oft traurig war, denn sie kam sich von der ganzen Welt verlassen vor und hatteniemand, den sie lieben konnte.“ 429Melitta ist eine Weberin, die von dem Verkauf ihrer Erzeugnisse lebt. Das soverdiente Geld reicht ihr gerade noch, um zu überleben. Dank den täglichen Begegnungenmit dem alten Freund, von dem sie denkt, dass er ein verarmter Kavalier sei (Vgl. D. S. 6),kann das junge Mädchen zumindest für eine Weile den grauen Alltag und ihre Sorgenvergessen. Obwohl sie nicht einmal den Namen ihres Gesprächspartners kennt, behandeltsie ihn wie einen Freund, dem sie sich anvertrauen kann. Da der Freund eine Reise antretenmuss, bittet er das Mädchen, dass sie während seiner Abwesenheit seinen Rosengartenpflegt: eine Aufgabe, die er seinem leichtsinnigen Neffen Mosjöh Fridolin nicht überlassenkönnte. Melitta n<strong>im</strong>mt den Vorschlag mit Dankbarkeit an – diese Entscheidung soll ihrLeben unwiderruflich verändern.In dem bizarr anmutenden Haus ihres Freundes, das „wie verzaubert hinter hohenGartenmauern schlief“ (D. S. 13), entdeckt Melitta ein ebenso merkwürdiges Bild, das426 Helene Lange: Intellektuelle Grenzlinien zwischen Mann und Frau (1896/97). In: Caroline Hopf / EvaMatthes. Helene Lange und Gertrud Bäumer. (wie Anm. 140), S. 92.427 Mit dieser Behauptung sind ebenfalls die gemäßigten Frauenrechtlerinnen aufgetreten. Vgl. das Kapitel zuH. Lange und G. Bäumer.428 Bereits 1913 entstanden.429 <strong>Ina</strong> Seidel: Sommertage. Zwei Erzählungen. Heilbronn 1973, S. 5. Bei Zitaten aus der Erzählung wird dieSeitennummer mit der Sigle D <strong>im</strong> laufenden Text in Klammern angegeben.

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