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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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233„’Melitta, Melitta?’ – ‚Vielleicht heißt es Honigblume,’ fuhr er [Fridolin] dann fort. ‚Honigist in dem Namen verborgen, und das würde ja ganz gut passen.’“ (D. S. 36). An eineranderen Textstelle heißt es: „[…] ihr selbst war zumute wie einer Pflanze, die sich derSonne hingibt und so viel Licht und Wärme trinkt, als sie nur fassen kann.“ (D. S. 38)Ähnlich wie <strong>im</strong> Falle der zweiten Melitta, der Tochter des Wassermanns, wird in dieserErzählung das Adjektiv „klein“ auffallend oft in Bezug auf die Protagonistin verwendet:die Formulierung „die kleine Melitta“ (D. S. 14) scheint hier eine gewisse Kindlichkeit undHilflosigkeit der weiblichen Figur nahe zu legen. Diese eigenartige Beschaffenheit derProtagonistin suggeriert außerdem das folgende Zitat: “Wer die kleine Melitta nicht ganzgut kannte, nannte sie manchmal hochmütig, und daran mochte etwas Wahres sein. Gewißaber war sie ebenso schüchtern wie hochmütig.“ (D. S. 17)So wundert es nicht, dass Melitta anfänglich bereit ist, sich auf eine Beziehungeinzulassen, die einen Verstoß gegen die Normen der Moral bedeuten würde –kennzeichnenderweise wird sie jedoch vor dieser ‘Entgleisung’ gerettet. Man könnte dieBehauptung aufstellen, dass nach Aussage dieser Erzählung eine Frau ihre Würde <strong>im</strong>merzu bewahren hat, auch wenn sie ein schweres Schicksal durchmachen muss. So wird siezur Hüterin des Ethischen, und dabei wird sie ihrer weiblichen Natur gerecht, die sie zudieser Aufgabe besonders prädestiniert. 4313.3.4 Einzelgängerinnen3.3.4.1 Die anonyme Terroristin aus Der Tod einer FrauDer Tod einer Frau, das letzte, sich in St. Petersburg abspielende Prosastück ausdem 1920 veröffentlichten Band Hochwasser, stellt die letzten Minuten <strong>im</strong> Leben eineranonymen Frau dar.431 Diese Berufung der Frau betonen insbesondere Helene Lange und Gertrud Bäumer. Die These von dermoralischen Überlegenheit der Frau wird auch in dem Roman Lennacker bestätigt: Die moralisch Überlegeneist z. B. Rosina Lennacker, die Frau des Pfarrers Justus Erdmann Lennacker, welcher versucht, sich ausAngst vor der Obrigkeit seiner moralischen Verpflichtung zu entziehen und unschuldigen und armenMenschen seine Hilfe zu verweigern. Während der Pfarrer als Mensch scheitert, wird die Frau zurBewahrerin des Humanen: sie eben zeigt sich stark genug, um ihren Prinzipen treu zu bleiben, auch um denPreis des eigenen Wohlergehens. Da sie auf ihrem humanen Standpunkt beharrt, können die scheinbarunumgänglichen Hindernisse beseitigt werden. Dank ihr sieht Lennacker seinen Fehler ein, weil „die ewigeWeisheit sich wieder einmal Rosinas bedient“ hatte. (<strong>Ina</strong> Seidel: Lennacker. Das Buch einer He<strong>im</strong>kehr.Stuttgart 1985, S. 446.)

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