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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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77Darstellung aller Daseinsmöglichkeiten des Weiblichen – Romane, die sie dann nichtschrieb. In den Zwanzigerjahren hatte sie vielerlei Kontakte mit der Frauenbewegung: dermilitante Pazifismus entsprach ihren Ansichten, der konsequente Dogmatismus auf anderenGebieten schreckte sie ab oder reizte ihren Humor. Sie kam wesentlich besser mitarbeitenden als mit theoretisierenden Frauen aus. Was dann in ihre Arbeiten einfloß, warzumeist von praktischer Erfahrung geprägt – und zuweilen von jenem Idealbild, das sie sichals junge Frau für erwünschtes Dasein gemacht hatte: Freiheit von wirtschaftlichen Zwängen– aber nicht für ein angenehmes, lässiges Dasein, sondern für ungestörte, intensive Arbeit aneiner Welt der Vernunft und der geistigen Erfüllung, eine moderne Variation klassischer undromantischer Utopien.“ 221Wie aus dem angeführten Zitat hervorgeht, stellte sich <strong>Ina</strong> Seidel eher auf die Seite dergemäßigten denn der progressiven Feministinnen: die Autorin selbst äußert sich zu derFrauenbewegung in dem Aufsatz Mütterlichkeit – Brüderlichkeit, obwohl sie keineUnterscheidung zwischen den beiden Flügeln dieser Bewegung macht:„In die sogenannte Frauenbewegung aber drangen von Anfang an zwangsläufig Tendenzender Selbstbehauptung und des Kampfes um die Gleichberechtigung mit dem Manne ebensowie nationalistische und parteipolitische Interessen, die die Bewegung aufspalteten undZwecken dienstbar werden ließen, die nichts mehr mit einer Überhöhung oder Subl<strong>im</strong>ierungder elementaren Anlage der Mütterlichkeit zum Besten der Völker der Erde zu tun hatten,und die der Erhaltung des Friedens eher entgegen wirkten.“ 222Laut der Schriftstellerin wirkte die Frauenbewegung eher destruktiv als konstruktiv undkonnte den Parolen des Friedens, der Gerechtigkeit und der Freiheit nicht gerecht werden.Diese Auffassung, die eine radikal-subversive Lösung der Frauenfrage ablehnt, rückt dieDichterin in die Nähe des gemäßigten Flügels der Frauenbewegung, deren Vertreterinnenfür eine allmähliche und friedliche Eroberung neuer weiblicher Wirkungsbereicheplädierten. 223 Eine Bestätigung für diese These liefert auch der folgende Abschnitt desLebensberichtes:221 Christian Ferber (Georg Seidel): Die <strong>Seidels</strong>. (wie Anm. 63), S. 250.222<strong>Ina</strong> Seidel: Mütterlichkeit – Brüderlichkeit (1953). In: (Dies.): Frau und Wort. AusgewählteBetrachtungen und Aufsätze. Stuttgart 1965, S. 241-244, hier S. 242.223 Vgl.: Izabela Surynt: Erzählte Weiblichkeit bei Marie Ebner von Eschenbach. Opole 1998, S. 59. DieVorgehensweise Helene Langes wird darüber hinaus als „die Politik der kleinen Schritte“ bezeichnet. Vgl.:Angelika Schaser: Frauenbewegung in Deutschland 1848-1933. Darmstadt 2006. S. 32.

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