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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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248ihren Rechten und ‘an die Macht‘ kommen kann, indem sie das Bestehende stufenweiseund eher indirekt ihrer mütterlichen Wirkung unterzieht. Die Prämisse der Veränderungder gesellschaftlichen Stellung der Frau ist <strong>im</strong> Sinne Helene Langes vor allem die innereReifung zu einer starken Persönlichkeit, die Entfaltung der mütterlichen Veranlagung, mitwelcher die Frau ihre Umwelt beeinflussen kann. Dieser Prozess darf keinen subversivenCharakter annehmen, die Frau soll vielmehr dank ihren weiblichen Eigenschaften eineVervollkommnung der vorhandenen Ordnung anstreben und so zu einer Erzieherinwerden. Man könnte hier die Feststellung riskieren, dass die mütterliche Frau als SpiritusRector agieren, dass sie zu einer <strong>im</strong> Verborgenen handelnden Anführerin werden sollte.Um diese Schlussfolgerung zu untermauern soll hier noch einmal eine bereits zitierteTextpassage angeführt werden:„Inmitten einer geistigen Welt, die vom Manne begründet, vom Manne beherrscht undgetragen von großen Männern ist, die, wie nicht anders möglich, sich dem Bewußtsein derMit- und Nachwelt mit ihren ‚Vatersnamen’ einzuprägen pflegen, geschah durch dieseFrauen [Karoline von Günderrode, Bettine von Arn<strong>im</strong>, Annette von Droste-Hülshoff undRicarda Huch – N. N.] ungewollt die A u f r i c h t ung eines gehe<strong>im</strong>nisvolleng e i s t i g e n M a t r i a r c h a t s [die Hervorhebung kommt von mir – N. N.], einer ganzweiblichen Schöpfung, die von einer gewissen naturhaften Anonymität des Ursprungsumwittert bleiben zu sollen scheint.“ 451Eine radikale Umgestaltung des Bestehenden wird von <strong>Ina</strong> Seidel deswegen nichtbejaht, weil sie wie Georg S<strong>im</strong>mel die paradoxe Stellung der Frau innerhalb der kulturellenOrdnung erblickt: die Mütterlichkeit, jenes weibliche Erbe, existiert nicht inUnabhängigkeit von dem Patriarchat, die Frau hat vielmehr eine Stellung innerhalb undaußerhalb dieser männlichen Ordnung inne. Für <strong>Ina</strong> Seidel ist eine offene Auflehnunggegen das Vorhandene nicht denkbar, weil eine In-Frage-Stellung des Patriarchats auch dieAuslöschung des Weiblichen herbeiführen könnte. Diese Schlussfolgerung bestätigt dasSchicksal Elisabeths aus Das unverwesliche Erbe, deren offene Protesthaltung sich letztenEndes gegen sie selbst richtet und den Verlust des inneren Gleichgewichts der weiblichenHeldin bewirkt. Die Frau muss sich innerhalb dieser Ordnung behaupten, ohne sie zusprengen.451 <strong>Ina</strong> Seidel: Bei den Sibyllen, den Königinnen. In: (Dies.): Frau und Wort. Ausgewählte Betrachtungen undAufsätze. Stuttgart 1965, S.18-24, hier S. 19.

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