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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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163Frauenbewegung, die der Institution der Ehe eine kulturstiftende Funktion zusprachen undfür eine auf Partnerschaft basierende eheliche Gemeinschaft plädierten. 339 Auch für J. J.Bachofen hatte die Ehe eine moralische Funktion zu erfüllen, laut dem Forscher ist sie einGarant der moralischen Ordnung. 340Diese Überzeugung, dass die Ehe den besten Raum für diezwischengeschlechtlichen Beziehungen bildet, bestätigen die Schicksale der <strong>Seidels</strong>chenFrauengestalten: <strong>im</strong> Erzählwerk der Dichterin finden sich keine allein stehenden Frauen,die ein uneheliches Kind haben. 341 Die dargestellten Ehefrauen sind meistens Mütter 342 ,Mutterdasein und Ehe bedingen sich folglich gegenseitig.So lassen sich in den Schicksalen der Frauen, für welche die Mutterrolle zurwichtigsten Lebensaufgabe wird, best<strong>im</strong>mte Parallelen in Bezug auf ihre Ehen beobachten:Cornelie aus Wunschkind verliert ihren Gatten Hans Adam gleich nach der Zeugung ihresSohnes und wird zu einer jungen Witwe. Sie entscheidet sich nicht, zum zweiten Mal zuheiraten. Ähnlich Marie aus Das unverwesliche Erbe, deren Ehe nur kurz dauert, lebt sienach dem Tod ihres Mannes nur noch für ihren Sohn und geht keine neue Ehe ein. Murielaus Renée und Rainer und Michaela lässt sich von ihrem ersten Mann scheiden, weil siemit ihm keine Kinder haben kann. Sie heiratet zum zweiten Mal und gebiert einen Sohn,ihrem Gatten wird auch kein langes Leben gegönnt. Muriel überlebt ihre zwei Gatten undkann nur noch für ihren Sohn da sein. 343 Auch Brigitte aus Das Haus zum Monde heiratetein zweites Mal nach dem Tod ihres ersten Mannes, mit dem Tod des zweiten Gatten endetder Roman: Brigitte bleibt mit ihren zwei Söhnen und der angenommenen Tochter zurück.Daraus lässt sich schließen, dass aus dem Leben der starken und guten Mütter der Mannallmählich verdrängt wird. Man kann sich ebenfalls des Eindrucks nicht erwehren, dasshier der Mann eher instrumental betrachtet wird; die weibliche Erfüllung in der Mutterrollehat eindeutigen Vorrang vor der Erfüllung in der Rolle der Ehefrau.Dabei ist nicht außer Acht zu lassen, dass sich in den Ehen der ‚guten Mütter’ keinegrößeren Störungen verzeichnen lassen. Cornelie und Hans Adam von Echter aus demWunschkind könnte man sogar als ein musterhaftes Ehepaar bezeichnen. Die Eheleuteverbindet gegenseitige Liebe und eine Ähnlichkeit der Charaktere:339 Vgl. das Kapitel zu Lange und Bäumer.340 Vgl. das Kapitel zu Bachofen.341 Als eine Ausnahme könnte hier die Gestalt der Delphine aus dem Wunschkind bezeichnet werden; dochdie Annahme, dass sie ein uneheliches Kind hatte, wird dem Leser nur indirekt suggeriert.342 Mit Ausnahme der Michaela aus Michaela. Aufzeichnungen des Jürgen Brook.343 Über die Ehen Muriels wird der Leser nicht genauer informiert: Von dem jüngeren Gatten Muriels weißman lediglich, dass die Protagonistin zu ihm mütterliche Gefühle hegte, wodurch sie „seine Entfaltunggehemmt hätte“ (R. S. 108f.).

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