11.07.2015 Aufrufe

Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

251Weiblichen beruht laut <strong>Ina</strong> Seidel auf seiner Konzentrierung auf sich selbst, wobei sichdieses Selbst vor allem als Mutter verwirklichen kann und soll. Auf diese Weisepräfiguriert die Dichterin das Weibliche in der Mutterrolle, was den Schluss erlaubt, dasssie ein konservatives Weiblichkeitskonzept repräsentiert. Dieses konservative Herangehenmanifestiert sich ebenfalls in der rigorosen Moral- und Sexualitätsauffassung, sowie in denhohen ethischen Ansprüchen, die Seidel an das Weibliche stellt. Indem die Autorin vorallem die Figuren der guten Mütter, die zugleich Ehefrauen oder Witwen sind, in denVordergrund rückt, bedient sie sich einer tradierten Weiblichkeitsauffassung. In diesemSinne bleibt die Dichterin den überlieferten Männervorstellungen verhaftet. Dochinnerhalb dieser traditionellen Geschlechtertopographie versucht Seidel, die Frau als einganz eigenständiges Wesen darzustellen und ihren Aktionsraum wesentlich zu erweitern.Die Autorin des Wunschkindes ist sich auch dessen bewusst, dass die bestehende Ordnungeine patriarchale ist. Da indes die Frau trotzdem ein Teil dieser Ordnung ist und sichinnerhalb dieses Systems behaupten muss, plädiert Seidel nicht für einen radikalenUmsturz des Bestehenden, weil auf diese Weise auch das Weibliche einer Destruktionunterliegen könnte. Ihre besondere emanzipatorische Strategie besteht daher darin, eingeistiges Matriarchat aufzurichten und die mütterliche Macht zu konstituieren: Nur die‚Mütter <strong>im</strong> Geiste‘ könnten eine Veränderung des Existierenden bewirken; dank ihrerMütterlichkeit würde die Gesellschaft eine Vervollkommnung erfahren. So gesehen zeigt<strong>Ina</strong> Seidel kein reaktionäres, sondern ein ‚modernes’ weibliches Bewusstsein. Die Fragenach der <strong>Seidels</strong>chen Emanzipiertheit bleibt also <strong>im</strong> Grunde offen.Auch wenn das <strong>Seidels</strong>che Werk heute etwas unzeitgemäß anmutet und mitAusnahme des Wunschkindes allmählich in Vergessenheit zu geraten scheint, kann es dochgerade für die moderne Genderforschung neue Herausforderungen bieten. Interessant wäresicherlich, die <strong>Seidels</strong>chen Männergestalten einer genaueren Analyse zu unterziehen. Dievon der Dichterin skizzierten Kindergestalten wurden bisher ebenfalls kaum beachtet. 453Nichts desto weniger wurde in der vorliegenden Arbeit darauf hingewiesen, dass auch einpsychoanalytisches Herangehen an das Gesamtwerk der Dichterin neue Einsichten liefernkönnte, ähnlich wie die Untersuchung des Phantastischen als einer spezifischenErzählweise.453 Es ist mir nur ein Beitrag bekannt, der sich teilweise diesem Motiv widmet: Rudolf Lennert setzt sich zumZiel, in seinem Artikel der Erzählung Unser Freund Peregrin das „pädagogische Element abzugewinnen.“Rudolf Lennert: Schutz gegen Erziehung. In: Peter-Martin Roeder (Hrsg.): Pädagogische Analysen undReflexionen. Weinhe<strong>im</strong> und Berlin 1967. S. 165-176, hier S. 165.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!