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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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135Mischa ist der ersehnte männliche Nachfolger, der das Fortbestehen des fürstlichenGeschlechts garantieren soll. Im Laufe der revolutionären Ereignisse kommt es dazu, dassdas Kind schwer erkrankt und sterben muss. Davon, dass ihr Kind <strong>im</strong> Sterben liegt, wirdKatharina nicht informiert: auf die Bitte der Großfürstin hin (welche es anscheinendverhindern will, dass sich die junge Fürstin aus Rücksicht auf ihr krankes Kind alsAnführerin der Revolution zurückzieht), verhe<strong>im</strong>licht Michael ihr die Wahrheit über denZustand des Kindes. Katharina erfährt von dem Tode ihres Kindes erst nach dem Ausgangder Revolution.Wie <strong>Ina</strong> Seidel selbst in ihren Notizen zur Entstehungsgeschichte der Erzählungfeststellt, interessierte sie an der Gestalt der Fürstin Daschkoff insbesondere„das seltene Beispiel tätigen weiblichen Heldentums für ein überpersönliches Ziel: dieRettung des Vaterlandes, und wie sich die Hingabe aller Kräfte <strong>im</strong> Einsatz für dieses Ziel <strong>im</strong>Schicksal der jungen Fürstin mit den Anforderungen ihrer natürlichen Aufgaben als Frau undMutter überkreuzte, das hob die Vorgänge in ein bedeutsames, fast tragisches Licht […].“ 311Obwohl Katharina Romanowna gleich zu Beginn der Handlung als eine werdende Mutterdargestellt wird, scheint für sie die Mutterschaft eine untergeordnete Rolle zu spielen. Eslässt sich bei ihr keine ‚Gebärfreudigkeit’ verzeichnen, sie betrachtet die eigeneSchwangerschaft als eine unumgängliche Folge der Verheiratung. Von Anfang an ist ihrder Gatte wichtiger als ihr Kind:„[…] übrigens kam der Knabe schnell und gesund zur Welt, seine Mutter schrie und lachtedabei und hatte kaum den ersten stärkenden Schlaf hinter sich, als sie wieder nach dem Vaterfragte – nach dem Vater und dann erst nach dem Sohn.“ (F. S. 14)Dem 18jährigen Mädchen wird die Schwangerschaft zur Last – die Tatsache, dass sie wie„die kleine brütende Amsel <strong>im</strong> Nest“ (F. S. 15) betrachtet wird, wird ihr auf Dauerunangenehm:„Aber dieser ganze Kult ihrer werdenden Mutterschaft, vor einem Jahr lieblich, erwärmend,erheiternd, - langweilig war er jetzt, aufreizend, erbosend, da Michael ihn nicht leitete, da ernicht da war, sie in seine mächtigen Arme zu nehmen, nächtlich mit ihr von dem311 <strong>Ina</strong> Seidel: Abendgang durch Berlin. In: (Dies.): Dichter, Volkstum und Sprache. Ausgewählte Vorträgeund Aufsätze. Stuttgart / Berlin 1934. S. 213-230, hier S. 217f.

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