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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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249Deswegen liegt es laut der Autorin des Wunschkindes nahe, wie bereits gesagt, dasExistierende durch den Einsatz des typisch Weiblichen zu bereichern, die bisherigeUnvollkommenheit zu beseitigen. Die Frau muss sich in ihren weiblichen Eigenschaften‚üben’, ihre Weiblichkeit wesensgemäß möglichst stark zum Ausdruck bringen, um dasvon Männern best<strong>im</strong>mte gesellschaftliche System zu verändern. Die Schriftstellerin hebtdie Besonderheit der weiblichen Natur hervor, weil sie darin die Möglichkeit derAufwertung der Frau <strong>im</strong> Patriarchat zu sehen scheint. Dass diese Aufwertung mit derEtablierung einer gesellschaftlichen Machtstellung einhergehen kann, wird, wie gesagt, nurindirekt angedeutet.Mit S<strong>im</strong>mel und Bäumer teilt <strong>Ina</strong> Seidel die Überzeugung, dass der Mann derBest<strong>im</strong>mende, Auschlaggebende und Herrschende ist und dass der Frau <strong>im</strong> Patriarchat nureine unbedeutende Rolle zukommt. Die Frau muss sich dem Mann unterordnen, was amBeispiel von Justine Forster (Das Labyrinth) und Melitta (Spuk in des Wassermanns Haus)suggeriert wird. Veranschaulicht wird die Übermacht des Mannes, seine Allpräsenz in demRoman Der Weg ohne Wahl, den man als Paradigma der weiblichen Inferiorität in dermännlichen Ordnung bezeichnen könnte. An der Gestalt Merulas wird exemplarischgezeigt, wie das Weibliche in dem patriarchalischen System gleichsam aufzugehen droht.Als Lösung wird auch hier die ‘geistige Mütterlichkeit‘ dargeboten – diesmal ein Zustandder virgo mater, die es der Heldin ermöglicht, sich innerhalb dieser von Männernbeherrschten Welt behaupten und sie sogar beeinflussen zu können.Da die Unterordnung unter das Männliche die Herabsetzung der Frau bedeutet,kann es nicht wundern, dass sich <strong>Ina</strong> Seidel gegen die Vermännlichung der Frauausspricht. Eine Frau, die zur bloßen Nachahmerin des Mannes wird, ihm unbedingt gleichsein will, scheint diese patriarchalische Ordnung nur zu verstärken. Wie das Schicksal derSchwestern Brömse (Brömseshof) zeigt, kann die unbedingte Nachahmung des Mannes,die Übernahme männlicher Pflichten nur eine Verkümmerung des Weiblichenherbeiführen, einen Verlust dessen, was ja gerade entfaltet werden soll. Der Wunsch, sichan den Mann anzugleichen, aber auch ein Spiel mit dem Männlichen, seien daher falsch,weil sich dadurch die Frau von ihrer wahren Natur entfernt und nur um so mehr zurVerstärkung des Patriarchats beizutragen scheint. Ein Ausweg besteht folgerichtig darin,sich auf das typisch Weibliche – die Mütterlichkeit – zu besinnen. Daraus ergibt sichgegebenenfalls die Kritik <strong>Ina</strong> <strong>Seidels</strong> an dem Modell der ‘Neuen Frau' (Renée, Tatjana,Andrea): Die moderne Frau mit ihrem Wunsch, dem Mann gleichberechtigt und gleichartigzu sein, mit ihrer Ablehnung der mütterlichen Berufung und dem Bestreben nach einem

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