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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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69„Die Eigenart der Frau hat die Familie und die Familienkultur erst geschaffen. Sie wäreundenkbar gewesen ohne ihre individuelle Art, die Dinge zu sehen, und ohne jenen Zug zumIdeellen […].” 192Und an einer anderen Stelle heißt es ähnlich:„Das Antlitz unserer Kulturwelt, wie sie <strong>im</strong> Lauf unserer Entwicklung geworden, trägt inseinen durchgeistigten Zügen den Stempel des Weibes, den Stempel der sittlichen WirkungJahrtausende langer Familienkultur.“ 193Nichts desto weniger sei die Mutterschaft „der Urquell alles socialen Denkens“. 194Es lässt sich in den angeführten Zitaten eine Affinität zu Bachofens Konzept desMatriarchats feststellen: der Schweizer Forscher vertritt die These, dass eben die Frauenund nicht die Männer freiwillig die Institution der Ehe eingeführt hätten, um diemenschliche Zivilisation auf ein höheres kulturelles Niveau zu heben. 195Ebenfalls sieht Bäumer in der Ehe einen Kulturfaktor: Während für die Theoretikerin dieGeschlechtsliebe und die Mutterschaft die „bleibende gattungsmäßige Naturbest<strong>im</strong>mungder Frau“ bilden, werde sie als „Hausbewahrerin und Pflegerin alles persönlichen Lebens“ihrer „Kulturbest<strong>im</strong>mung [Hervorhebung <strong>im</strong> Original]“ 196 gerecht. Familie sei darüberhinaus der „kleine soziale Organismus, dessen Seele die Frau ist […].” 197Obwohl die Familie „der Kern und das wesentliche Stück ihrer [der Frau]Kulturleistung“ 198 ist, wird sie paradoxerweise zum Ort der weiblichen Versklavung:Lange kritisiert entschieden die Regeln, die in der Ehe herrschen, weil sie die Frau in dieuntergeordnete Position zwingen und den Mann in der Rolle des absoluten Herrschersbefestigen. Das bisherige Geschlechterverhältnis sei ein Hörigkeitsverhältnis, deswegenmüsse die Rechtsstellung der Frau eine Veränderung erfahren. Lange ist für eine192 Helene Lange: Intellektuelle Grenzlinien zwischen Mann und Frau (1896/97). In: Caroline Hopf / EvaMatthes: Helene Lange und Gertrud Bäumer. (wie Anm. 140), S. 90.193 Helene Lange: Weltanschauung und Frauenbewegung. (1899/1900) In: Caroline Hopf / Eva Matthes:Helene Lange und Gertrud Bäumer. (wie Anm. 140), S. 45.194 Helene Lange: Intellektuelle Grenzlinien zwischen Mann und Frau (1896/97). In: Caroline Hopf / EvaMatthes: Helene Lange und Gertrud Bäumer. (wie Anm. 140), S. 95.195 Vgl. das Kapitel zu J. J. Bachofen.196 Gertrud Bäumer: Psychologische Grundlegung (1911). In: Caroline Hopf / Eva Matthes: Helene Langeund Gertrud Bäumer. (wie Anm. 140), S. 105.197 Gertrud Bäumer: Eine Metaphysik des Geschlechtsgegensatzes. (1907/1908). In: Caroline Hopf / EvaMatthes: Helene Lange und Gertrud Bäumer. (wie Anm. 140), S. 98.198 Helene Lange: Fünfzig Jahre deutscher Frauenbewegung. (1915/1916). In: Caroline Hopf / Eva Matthes:Helene Lange und Gertrud Bäumer. (wie Anm. 140), S. 68.

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