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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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177Die Protagonistin wird ohne Zweifel zum Inbegriff sittlichen Verfalls –Triebhaftigkeit und Zügellosigkeit charakterisieren ihr Wesen. Als eine nur auf dieKörperlichkeit konzentrierte Frau wird sie einer scharfen Kritik unterzogen: so sei ihr Duftihre „einzige spirituelle Ausstrahlung“, sie wirkt wie „eine verkleidete Südseeinsulanerin“,ihre Hände seien „merkwürdig unbeherrscht“ und fallen „als irgendwie zurückgeblieben<strong>im</strong> Ausdruck, als fast idiotenhaft“ auf (S. S. 184f).Loulou scheint vor Sinnlichkeit beinahe überzuschäumen, ähnlich Brigitte tenMaan, der Mutter Aages aus dem Roman Das Haus zum Monde.:„[Mathilde] ertappte sich auf der überraschenden Wahrnehmung, daß diese Frau sie in ihrerKörperlichkeit an jemand erinnerte, und zwar an niemand anderen als an die Mutter vonAage – an Brigitte ten Maan. Und als Loulou in diesem Augenblick den Kopf halbzurückwandte, fand sie es bestätigt: das war dasselbe flache Profil mit der zu kurzen breitenNase, derselbe große Mund mit den vollen feuchten Lippen.“ (S. S. 184f.)Während jedoch Brigittes Sexualität für ihre Fruchtbarkeit stand und auf diese Weisegleichsam ‘veredelt’ war, handelt es sich <strong>im</strong> Falle Loulous um eine Erotik an und für sich,die nicht der Lebenszeugung dient, sondern ‚selbstgenügsam’ ist. So wundert es in diesemKontext nicht, dass solche Weiblichkeit „idiotenhaft“ anmutet. Bedeutsam ist ebenfalls,dass Loulou am Ende des Romans einen gewaltsamen Tod findet: sie wird von einemgeisteskranken Mann ermordet, mit dem sie früher flirtete. Diesen Mord stellt eine derFiguren als „Schl<strong>im</strong>mes Mysterium der zivilisierten Frau, die den Barbaren zum Spielzeugbegehrt…“ (S. S. 299) dar. Loulou steht demgemäß nicht nur für eine vernichtende,sondern auch selbstzerstörerische Weiblichkeit, die durch den Typus der femme fatalewohl am deutlichsten zum Ausdruck gebracht wird.3.3.1.3 Delphine aus Das WunschkindDelphine Loriot aus dem Roman Das Wunschkind ist die angenommene Tochtervon Cornelie von Echter und die Milchschwester Christophs, des Sohnes der Cornelie. Ihrewirkliche Mutter, Cornelies Schwester Charlotte, starb bei ihrer Geburt. Ihr Vater, einfranzösischer Offizier namens Loriot, gab das neugeborene Kind Cornelies in Obhut.Delphine wächst zusammen mit Christoph auf. Das zwischen ihnen bestehendeverwandtschaftliche Verhältnis verwandelt sich in ihrem späteren Leben in ein

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