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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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246einer schönen Seele <strong>im</strong> S<strong>im</strong>melschen Sinne zu entwickeln und das Unreine, Verlogene undUnwürdige, also mit einem Wort das ‚Nicht-Weibliche‘ abzulehnen.Einen weiteren Störfaktor in der Selbstverwirklichung der Frau als Mutter bildet dieVermännlichung der Frau: die männliche Verhaltensweise hindert auf gewisse Weise dieFrau daran, eine gute Mutter zu werden. Denn um sich dem mütterlichen Ideal zu nähern,muss die Frau ihre typisch weiblichen Eigenschaften zur Entfaltung bringen und um somehr den Unterschied zwischen den Geschlechtern betonen. Eine Frau, in deren Betragensich ihrer Eigenart nicht entsprechende ‘Abweichungen‘ feststellen lassen, ‘vergeht‘ sichan ihrer weiblichen Natur, bringt sich selbst um das innere Gleichgewicht und entfernt sich<strong>im</strong>mer mehr von ihrer wahren Best<strong>im</strong>mung. Die Angleichung an den Mann kann nurnegative Folgen haben, wie am Beispiel von Therese, Elsabe, der Fürstin Daschkoff oderden Brömse-Schwestern gezeigt wurde. Nach Seidel sind Weiblichkeit und Männlichkeitin der gleichen Person unvereinbar; vielmehr erweist sich die ‘männliche’ Frau, die ihreMütterlichkeit ‘verkümmern‘ lässt, letzten Endes als unglücklich und enttäuscht, oder siewird als eine Rabenmutter dargestellt, die ihrer mütterlichen Berufung nicht gerecht wird.Das Muttersein ist nach <strong>Ina</strong> Seidel ohne Zweifel die beste Möglichkeit derweiblichen Selbsterfüllung – da die Frau dazu von der Natur aus prädestiniert ist, könnenandere an sie gestellte Forderungen und Aufgaben nur eine zweitrangige Rolle spielen.Daher beinhaltet die Suche nach einer zur Mutterolle alternativen Lebensform stets einunausweichliches Dilemma: Entweder wird die Frau zu einer guten Mutter und dieMutterschaft zu ihrer ausschließlichen Lebensaufgabe, oder sie verzichtet auf dasMutterdasein, um sich in anderen, nicht familiären Lebensbereichen zu engagieren. Zudiesen Bereichen gehören vor allem Kunst und Wissenschaft, aber auch öffentliches,meistens politisches Wirken. Am deutlichsten wird die Unvereinbarkeit zwischenMuttersein und Kunst hervorgehoben – die Kunst wird für Frauen wie die SängerinVeronika aus Der Weg ohne Wahl und die Kunstmalerin Mathilde aus Sterne derHe<strong>im</strong>kehr zu einem Verhängnis, das sie von ihrer Best<strong>im</strong>mung zur Mutterrolle nurentfremdet. Eine schöpferische Frau ist zu Einsamkeit verurteilt, denn die wahre Kunsterfordert von der Frau den Verzicht auf die Mutterschaft. Auch die Wissenschaft wird zueinem Störfaktor, der die Entbindung der Frau (Michaela) von ihrer mütterlichen Eigenartbewirkt. Einen Leidensweg müssen ebenfalls diejenigen Frauen gehen, die für ihr Volkoder Vaterland zu Heldinnen werden: sowohl Fürstin Daschkoff aus Die Fürstin reitet alsauch die anonyme jüdische Terroristin (Der Tod einer Frau) verzeichnen am Ende eineNiederlage, ihr öffentliches Engagement bezahlen sie mit dem Verlust des persönlichen

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