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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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412. KAPITEL: THEORETISCHE ANNÄHERUNGVorbemerkungAus der Zusammenstellung des Lebens und Werks <strong>Ina</strong> <strong>Seidels</strong>, die in dem erstenKapitel dieser Arbeit vorgenommen wurde, geht hervor, dass sich das Schaffen derDichterin auf verschiedene Epochen erstreckt: ihre ersten literarischen Versuche reichennoch in die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, ihr spätester Roman, Michaela, wurde <strong>im</strong> Jahre1959 publiziert. Die meisten Werke erschienen jedoch in der Zeit zwischen den zweiWeltkriegen, wobei die Entstehungsgeschichte auch der späteren Veröffentlichungen in dieZeit der We<strong>im</strong>arer Republik fällt. Eine Ausnahme bildet hier der bereits erwähnte RomanMichaela: trotz dieser Zeitspanne, die die verschiedenen zu analysierenden Texte trennt,weisen sie viele formale wie inhaltliche Gemeinsamkeiten auf. <strong>Ina</strong> Seidel wirft in ihrenWerken ähnliche Probleme auf und berührt Themen, die leitmotivisch ihr ganzes Schaffendurchziehen, was ich in dem ersten Kapitel dieser Arbeit zu zeigen versuchte. Besondersbei der Gestaltung der Frauengestalten lässt sich bei der Autorin <strong>Ina</strong> Seidel eineKonsequenz verzeichnen, die auf eine konservativ-differenzielle Weiblichkeitsauffassungder Dichterin schließen lässt.Aus diesem Grunde wird <strong>Ina</strong> <strong>Seidels</strong> Weiblichkeitsverständnis vor demHintergrund der differenziellen, also den Unterschied zwischen den Geschlechternakzentuierenden Theorien untersucht, die <strong>im</strong> ersten Drittel des 20. Jahrhunderts besondersaktuell waren. Es ist charakteristisch, dass sich die <strong>im</strong> breiten Sinne dieses Wortestraditionellen Geschlechtermodelle sowohl vor als auch nach dem Ersten Weltkrieg einerPopularität erfreuten, obwohl der Erste Weltkrieg, den man auch als „Vater derFrauenemanzipation“ 135 bezeichnet hat, bedeutende Veränderungen in der Stellung derFrau <strong>im</strong> Staate und Gesellschaftsleben verursachte. Als ein Resultat dieser Umwandlungenist die Entstehung der modernen Weiblichkeit zu verstehen 136 , die man mit demSchlagwort die ‘Neue Frau‘ beschreiben könnte:135 Vgl.: Ute Frevert: Frauen-Geschichte. Zwischen Bürgerlicher Verbesserung und Neuer Weiblichkeit.Frankfurt / Main 1986. S. 146.136 Das Auftreten der sexuell emanzipierten ‚Neuen Frau’ fällt in die Zeit des Entstehens der We<strong>im</strong>arerRepublik, also einer demokratischen Ordnung. Auf diese Weise gewinnt die Bachofensche These, dass die„fleischliche Emancipation“ mit der „politischen Emancipation“ (B. S. XXIII) einhergehe, an unübersehbarerBedeutung.

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