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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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157vielmehr ihre typisch weiblichen Eigenschaften entwickeln und durch die‚Verweiblichung’ der Gesellschaft ihre Vervollkommnung anstreben. 3343.1.3.2 Therese aus Das LabyrinthDie aus einer Professorenfamilie stammende Therese Heyne ist die Frau GeorgeForsters, der Hauptgestalt des Labyrinths (1922). Sie ist fast 10 Jahre jünger als ihr Mann,den sie als ein 18jähriges Mädchen kennen lernte. Bereits bei der ersten Begegnung zeigtesie sich als eine selbstbewusste Frau, die <strong>im</strong> Stande war, George einer anderen Frau (ihrerFreundin) abspenstig zu machen. Ihre Ehe mit George dauert einige Jahre an: vor derVerheiratung und in dieser Zeit betrügt sie ihren Gatten skrupellos, das Wohl der Familieist für sie zweitrangig. An ihrer Treulosigkeit geht die Ehe zugrunde: Therese flieht mitden Kindern und ihrem Liebhaber, George sich selbst überlassend. Der berühmte Forscherstirbt in Einsamkeit.Die junge Frau Forster gebiert das erste Kind <strong>im</strong> Alter von 20 Jahren. Diese neueErfahrung bringt keinen grundlegenden Umbruch in ihrem Leben, sie führt auch keineVeränderung ihrer bisherigen Verhaltensweise herbei: „Therese ist trotz ihres Zustandes[der Schwangerschaft – N. N.] von einer unbegreiflichen Beweglichkeit…“ (L. S. 237).Diese Beschreibung charakterisiert am besten das Wesen Thereses, die zwar <strong>im</strong> Haushaltregiert, ihren Mann und die Dienerschaft dirigiert, sich um die Geschäfte kümmert – <strong>im</strong>Grunde aber nicht wirklich arbeitet. Als „Genie der Geselligkeit“ (L. S. 255) veranstaltetsie <strong>im</strong>mer wieder Partys, obwohl sie schwanger ist. Die Mutterschaft gibt ihr einen gutenGrund, die Aufmerksamkeit anderer auf sich zu lenken und ihr Leiden zur Schau zu tragen,sie bedeutet lediglich eine Übergangsphase in ihrem Leben, welcher sie keine großeAufmerksamkeit schenkt. Therese betrachtet das Muttersein eher als eine Pflicht, eineunumgängliche Folge der Verheiratung. Auch die Erziehung der Kinder vermindert ihrenTätigkeitsdrang nicht: „Therese pflegte ihr Kind unter Tanz und Gelächter […]“ (L. S.251)Die nachfolgenden Schwangerschaften scheinen ebenso von keiner größerenBedeutung zu sein, weil sie unmittelbare Folgen ihrer Liebeleien sind. Selbst ihr <strong>im</strong>Sterben liegendes Kind weckt in Therese keinen Mütterlichkeitsinstinkt: „Warum wurdedrüben gesungen, getrunken, gelacht, wenn der kleine Georg dalag und aussah wie tot?“334 Vgl. das Kapitel zu H. Lange und G. Bäumer.

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