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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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128Das Schicksal der Mutter, die sich dem Manne fügen musste, wird auch zumSchicksal ihres Sohnes, welcher der Mutter ähnlich zu einem Sklaven seines Vaters wird.Die Mütterlichkeit Justines gibt ihr nicht die nötige Stärke, dank welcher sie sichbehaupten könnte. Es ist eine Mütterlichkeit, die mit dem Aufopferungswillen und derBereitschaft zur Hingabe einhergeht:„Es gab keinen Menschen, der ihn so geliebt hatte, wie er wirklich war – außer vielleicht derMutter. Ach, die Mutter! Er ging nun ganz langsam […] hingegeben an die Erinnerung dereinzigen, still atmenden Liebe, die um ihn gewesen war wie die Frühlingssonne um denBaum. „Du wolltest nichts von mir, murmelte er, „du wolltest nichts, als geben dürfen…“Und wäre dies nicht Glück? […] – wäre das vielleicht – d a s Glück?“ (L. S. 292f.)Dass das Muttersein, begriffen als ein selbstloses sich Hingeben, das höchste Glück für dieFrau bedeutet, wird von ihr selbst nicht bestätigt, denn kennzeichnenderweise ergreift sienur selten das Wort. Die auf diese Weise suggerierte Sprachlosigkeit der weiblichen Figurwird zu ihrem auffallenden Merkmal: die Darstellung der Frau, die sich über ihr Schicksalnicht beklagen kann und zum Verstummen gezwungen wird, könnte auch als Protest gegendie Unterdrückung und Versklavung der Frau in der Familie gelesen werden.Mit Justine Forster wird folglich das Bild einer schwachen und <strong>im</strong> Stillen leidendenMutter skizziert, deren mütterliche Güte und Liebe die bestehende Ordnung nicht zuändern vermögen. Ihre Handlungsunfähigkeit scheint eher die Folge der äußeren Umständezu sein – denn ihre mütterliche Wirkung wird durch die Tyrannei ihres Gatten zerstört.3.1.2.2 Cordula aus BrömseshofCordula Siere ist die Mutter des he<strong>im</strong>gekehrten Soldaten Conrad Siere aus demnach dem Ersten Weltkrieg spielenden Roman Brömseshof (1928). Am Anfang derHandlung wird sie als eine ältere Frau und Witwe dargestellt, die zusammen mit ihrenKindern auf dem Gutshof ihre letzten Tage verlebt: mit ihrem Tod endet auch der Roman.Cordula Siere heiratete in ihrem Leben zwe<strong>im</strong>al: ihr erster Mann hieß AndreasBrömse, mit dem sie die Töchter Johanne und Sophie und den Sohn Peter hatte. Nach demTode von Brömse vermählte sie sich mit Wilhelm Siere; aus dieser Ehe kamen die KinderMaria, Martha, und Jonathan. Der He<strong>im</strong>gekehrte Conrad Siere ist die Frucht einer

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