11.07.2015 Aufrufe

Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

65Begleitet wird dieses fürsorgliche Wirken ebenfalls wie bei Lange durch die Fähigkeit derEmpathie: „[…] die Frau vermag durch Anlage und Gewöhnung lebhafter und innigermitzufühlen.“ 173 Eine Steigerung erfährt diese Eigenschaft in der Nächstenliebe, diewiederum in dem besonderen religiösen Empfinden der Frau wurzele: „Die Nächstenliebeals die eigentliche praktische Auslösung religiöser Inbrunst – das war eine Beziehung, dievon den Frauen besonders nachgefühlt werden konnte.“ 174Der Mann wird dem differenziellen Denken zufolge mit Merkmalen ausgestattet,die <strong>im</strong> Gegensatz zum Weiblichen stehen:„Der Mann ist, […], als Gattungswesen der unruhigere, beweglichere, mit mehr Initiativeausgestattete Teil. Die Thatsache seiner größeren Variabilität scheint unbestreitbar; siesichert seinem Geschlecht die zahlreicheren und größeren Genies, d. h. wirklichschöpferische Geister […], aber auch den größeren Anteil an der Entartung, anVerbrechertum und Idiotismus.“ 175Die Veranlagung des Mannes sei nach Lange abstrakter, spekulativer, auf dasSystematische, Unpersönliche gerichtet. 176 Der Mann wird <strong>im</strong>mer Vorrang haben „auf demGebiet rein theoretischer oder technischer Wissenschaft.“ 177 Die Fähigkeit zum besserenAbstraktionsdenken spricht dem Manne auch Bäumer zu, was daraus resultiert, wie ausdem bereits angeführten Zitat hervorgeht, dass die Frau die Abstraktion nicht brauche undkeine Gelegenheit habe, sie anzuwenden und zu üben. 178 Die Konzentration des Mannesauf die intellektuelle Entwicklung habe zur Folge, dass er sich von seinem naturgegebenenWesen <strong>im</strong>mer weiter entferne: „Der Kulturfortschritt hat ihn intellektualisiert, so sehr, daßman ihn fast nicht wiedererkennt.“ 179Die verschiedenen Eigenschaften der Geschlechter bedingen letzten Endes ebenfalls dieAufgaben, die Mann und Frau <strong>im</strong> Staat zu erfüllen haben:173 Ebd. S. 209.174 Ebd. S. 209.175 Helene Lange: Intellektuelle Grenzlinien zwischen Mann und Frau (1896/97). In: Caroline Hopf / EvaMatthes: Helene Lange und Gertrud Bäumer. (wie Anm. 140), S. 87.176 Vgl.: Ebd. 89.177 Ebd. S. 94.178 Vgl.: Gertrud Bäumer: Psychologische Grundlegung (1911). In: Caroline Hopf / Eva Matthes: HeleneLange und Gertrud Bäumer. (wie Anm. 140), S. 104.179 Ebd. S. 105.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!