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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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114Vater gegenüber nicht die der Furcht, sondern des stummen Widerstehens gewesen. Nur inihren Träumen, da brach diese Kraft.“ (W. S. 43)Das „Barbarische“ in Cornelie, das auf einen Dualismus zwischen sinnlicher Natur undmoralischer Vernunft schließen lässt, wird als das Erbe ihres Vaters gesehen, das sieunterdrückt und verdrängt hatte, während er es an die Oberfläche seiner Persönlichkeitemporkommen ließ. Dies ist auch seine Schwäche, von der bereits gesprochen wurde: dieunterbewussten, negativen Gefühle bemächtigten sich des Vaters und waren die Ursacheseines Scheiterns als Menschen. Im Gegensatz zu ihm vermag es Cornelie, ihnen Einhaltzu gebieten: in diesem Sinne entpuppt sich die Frau als von Natur aus besser als der Manndazu befähigt, zu einer Bewahrerin der moralischen Ordnung zu werden. Ihre Weiblichkeitmacht es eben möglich, der ‘Kultur‘ und nicht der hier sinnlich gefärbten Natur denVorzug zu geben. Dass hier auch der von der Natur gegebene Mütterlichkeitsinstinkt einenicht zu übersehende Rolle spielt, scheint ebenfalls nahe zu liegen: dank ihm ist die Frau<strong>im</strong> besonderen Maße dazu veranlagt, der Barbarei nicht zu unterliegen und zu einermoralischen Anführerin der Menschheit zu werden. Diese moralische Überlegenheit derFrau wird sowohl von Bachofen als auch von S<strong>im</strong>mel sowie von den Vertreterinnen desgemäßigten Flügels der Frauenbewegung akzentuiert. Die Tatsache, dass Cornelie dieArbeit an ihren eigenen Schwächen als notwendig erkennt, steht auch <strong>im</strong> Einklang mit demPostulat Langes, dass die innere weibliche Entwicklung der äußeren Umwandlungvorausgehen solle. 281Es ist markant, dass sich Frau von Echter des „Barbarischen“ (W. S. 43) in sichbewusst wird und dass sie diesen Teil ihrer Persönlichkeit zu beseitigen versucht. Diesebarbarische Komponente lässt sich auch als das Triebhafte auffassen, das folglich von derFrau gezähmt oder subl<strong>im</strong>iert werden muss – diese Forderung lässt wiederum an das<strong>Seidels</strong>che Postulat der ‚durchgeistigten Mütterlichkeit’ denken, die sich erst <strong>im</strong> Prozessder Subl<strong>im</strong>ierung der triebhaften Anlage der Mütterlichkeit entfalten könne. Cornelie vonEchter kommt diesem Ideal nahe, indem sie ihre Stärke in der Subl<strong>im</strong>ierung desTriebhaften und Körperlichen beweist – dass sie den richtigen Weg geht, bestätigt dasfolgende Zitat:„Der seltsame und furchtbare Traum dieser Zeit, der <strong>im</strong>mer wiederkehrte, war dieser, daß sieauf einem weiten blachen Feld unter offenem H<strong>im</strong>mel dalag, ganz ihrer selbst bewußt,281 Vgl. das Kapitel zu H. Lange.

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