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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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213auf den Grund.“ (I. S. 144) Nichts desto weniger lässt die um die Protagonistinversammelte Schar an die Jünger Jesu denken.Wichtig ist, dass der Aufenthalt <strong>im</strong> Gebirge die Beruhigung der Protagonistinherbeiführt: „ihr Herz wurde still.“ Allem Anschein nach wird sich Fina in den Bergenihres Schicksals bewusst: von nun an ist sie bereit, für die Anderen in den Tod zu gehen.Sie akzeptiert ihre Best<strong>im</strong>mung und kehrt zu den Menschen zurück, weil sie die„Einsamkeit“ des Wanderers „quält“ (I. S. 143). Dieser Entschluss scheint wiederumdarauf zu verweisen, dass Finas Heiligkeit erst dann eine Vervollkommnung erfahren wird,wenn die Tänzerin sie zum Wohle der Anderen verwendet: erst durch den Dienst amNächsten kann sich Fina bewahren.Eine Bestätigung für diese These liefert die Schilderung des Tanzes der Hauptfigur:„Und Tina tanzte die He<strong>im</strong>kehr vom Tode und tanzte den erblühenden Pfirsichbaum. Undihr Tanz war mehr als Sprache und mehr als Lied und mehr als die Tafeln der Maler, so daßalle vor Staunen verstummten. Und Fina tanzte jedermanns Herz. Ein Alter aber erhob seineSt<strong>im</strong>me vor allem Volk und sprach: ‚Gelobt deine Füße und Hände und deinweidenbiegsamer Leib! Denn wie Gottes Gedanken die regenbogenfarbenen Schwingen derheiligen Engel bewegen, so atmen sie <strong>im</strong> Schreiten deiner Füße, <strong>im</strong> Spreizen der Finger, <strong>im</strong>Biegen der Gelenke, in der Schultern Neigung, <strong>im</strong> Beugen der Knie.’“ (I. S. 144)Dem Zitat kann man entnehmen, dass Finas Tanz eine doppelte Funktion zu erfüllen hat: erist ein Lob des ewigen Lebens, das stärker als der Tod ist, und ein Lob Gottes, der diesesLeben garantiert. Die Protagonistin dient durch ihren Tanz den Menschen, welche dank ihrsich für Gott begeistern, und sie dient auch Gott, der sich ihrer als eines Werkzeugesbedient, was vorzugsweise die Formulierung, dass „Gottes Gedanken“ in Finas Tanz„atmen“, suggeriert. Bedeutsam ist, dass die Tänzerin „vielen das Herz [erlöste]“ und dasssie „der anderen Inbrunst vor Gott“ (I. S. 145) tanzte. Auf diese Weise erweist sich derTanz der Hauptfigur nicht als bloße Körperbewegung, sondern n<strong>im</strong>mt einen‚durchgeistigten’ Charakter an: Fina wird zu einer ‚Tänzerin <strong>im</strong> Geiste’, deren Aufgabedarin besteht, zwischen Gott und Mensch zu vermitteln. Indem sie die Rolle der Mediatrixübern<strong>im</strong>mt, kann sie den Menschen zur Erlösung verhelfen. Auf diese besondere Stellungder Protagonistin als Vermittlerin zwischen Diesseits und Jenseits verweist darüber hinausder Vorname ‘Fina’ selbst, der sie in der Reihe der Engel, der Seraphe, stellt: „’Fina’ ist

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