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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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85die ganze Wirtschaft, um Vieh und Gesinde. Es ist frappant, dass sie sich auch in ihrenGedanken auf das Nächstliegende beschränkt:„Ten Maan sprach von der Behandlung des Haares bei Giorgione, und Brigitte dachte, daßsie notwendig heute noch mit dem Inspektor über die Bestellung eines neuen, sehrangepriesenen Düngemittels verhandeln müsse.“ (H. S. 39)Brigittes Denk- und Wirkungsraum geht nicht über das Häusliche hinaus; dieseBeschränktheit auf den häuslich-ländlichen Bereich steht dabei <strong>im</strong> Einklang mit ihremCharakter:„Sie lebte so gern das Leben, wie es sich bot, ohne Fragen, aber in ständiger Bewegung, inTätigkeit vom Morgen bis in die Nacht hinein. Und darum haßte sie die Stadt eigentlich, weilsie hier nicht müde wurde, denn in ihr kochte eine wahre Bauerngesundheit, die verlangte,sich mit der harten Erde zu messen. Mit dem wachsenden Jahr lebte sie auf, sie genoß dieglasklaren Januarabende, und gegen den April zu erwachte sie früh mit einer he<strong>im</strong>lichenWonne <strong>im</strong> Herzen, weil die Amsel draußen so inbrünstig sang.“ (H. S. 34)Diese Beschreibung lässt Brigitte als eine einfache und unkomplizierte Frau wahrnehmen,die tief mit der Erde verwachsen ist. Ihr Lebensrhythmus ist vollständig auf die Zyklen derNatur eingestellt, wobei hier die he<strong>im</strong>atliche Erde eine besondere Rolle spielt: DieZugehörigkeit zu ihr ruft in der Hauptfigur eine tiefe Abneigung gegen das Reisen hervor.Diese Bindung an die Erde geht wiederum mit der Mütterlichkeit Brigittes einher: „Sie[Brigitte] atmete tief. Wie gut das war: Sommer, Korn, blühende Wiesen und Kinder!“ (H.S. 36)Aus dem Gesagten lässt sich ableiten, dass Brigitte ten Maan vor allem daskörperlich-natürliche Muttersein versinnbildlicht: sie stellt eine Mutter dar, die sich vonihren Instinkten und Trieben lenken lässt; das Stoffliche wird zu einem festen Bestandteilihres Bildes. Somit rückt sie in eine unübersehbare Nähe zur Bachofenschen Mutter, derenpsychische Struktur die Sinnlichkeit und Naturgebundenheit charakterisieren und die <strong>im</strong>krassen Gegensatz zu dem geistig höheren Leben steht. Die geistige Komponente spieltauch <strong>im</strong> Falle Brigittes eine untergeordnete Rolle: ihre Handlungen und Entscheidungenwerden von ihr nicht reflektiert, sie handelt mehr intuitiv als bewusst. Was betont werdenmuss, ist in diesem Kontext noch die Tatsache, dass die Protagonistin ihrer Natur gemäß

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