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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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67verankerte Berufung darstellend. 184 Die Mutterliebe wird dabei als das höchste Gefühlüberhaupt aufgefasst, als die Liebe par excellence: In der Mutterschaft feiere nämlich „dasGefühl seinen höchsten Triumph.“ 185Die rein physische Mutterschaft sei weder für Bäumer noch für Lange ein ‚Endzweck’ derFrau; lediglich dem biologischen Mutterinstinkt zu folgen sei nicht die ausschließlicheLebensbest<strong>im</strong>mung der Frau. Die Mutterschaft ist vielmehr eine besondere weiblicheDisposition,„eine Qualität des Weibes […], die sein Wesen bedingt, eigenartig färbt, in seinenBestrebungen best<strong>im</strong>mt und der Menschheit einen durch keinen anderen zu ersetzendenKulturfaktor sichert.“ 186Und ähnliches findet sich bei Bäumer, die den unübersehbaren Kultur-Beitrag dermütterlichen Frau hervorhebt: Die Frau, die mit der „ewigen mütterlichen Kraft“ausgestattet ist, welche über den „Mutterinstinkt von Ewigkeit her“ verfügt, könne nämlichdie Kultur von ihren „Entartungen“ 187 loslösen. Die Kultur solle durch die weiblichenWerte bereichert werden, wobei diese Parole besonders aktuell für Bäumer wird, die in DieFrau in der Krisis der Kultur auf die „Technifikation“, „Künstlichkeit der Lebensweise“,„Verflachung und Versachlichung der menschlichen Beziehungen“ 188 Mitte der ZwanzigerJahre verweist.Es ist markant, dass Lange ebenfalls die bisherige Entwicklung der Kultur kritisiert.Zugleich bemerkt sie aber, dass die bestehende Ordnung schuld an der untergeordnetenStellung der Frau in der Gesellschaft sei:„Volksbewußtsein ist bis heute Männerbewußtsein. Das ergibt sich schon daraus, daß nie derMann, stets das Weib als Gegenstand der Betrachtung gesetzt ist. Der Mann ist sich derMensch par excellence. Er ist Träger der Kultur; er gibt das Normalmaß, an dem die Fraugemessen wird, über das sie nach seiner Schätzung sittlich zuweilen hinausragt – dann wird184 Gertrud Bäumer: Psychologische Grundlegung (1911). In: Caroline Hopf / Eva Matthes: Helene Langeund Gertrud Bäumer. (wie Anm. 140), S. 105.185 Helene Lange: Intellektuelle Grenzlinien zwischen Mann und Frau (1896/97). In: Caroline Hopf / EvaMatthes: Helene Lange und Gertrud Bäumer. (wie Anm. 140), S. 89.186 Ebd. S. 87.187 Gertrud Bäumer: Die Frau in der Krisis der Kultur (1926). Zit. nach: Barbara Holland-Cunz: Die alteneue Frauenfrage. Frankfurt / Main 2003. S. 47.188 Ebd. S. 46.

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