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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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167verschmolzen miteinander und ergaben eine Steigerung gegenseitiger Anziehung wie nochnie.“ (F. S. 20)Dass die Dichterin hier auf das Erotische mit solcher Offenheit eingeht, scheint nichtzufällig zu sein: bedenkt man nur, dass die Autorin den Moment der körperlichen Nähezwischen Mann und Frau z. B. in Wunschkind oder Das Haus zum Monde nur <strong>im</strong> Kontextdes Zeugungsaktes beschwor oder mit der Fruchtbarkeit der Frau in Verbindung brachteund dass sie in den anderen Texten die Komponente der Sinnlichkeit min<strong>im</strong>alisierte, somutet die angeführte Episode etwas verblüffend an. Das Erotische wird hier anscheinendum seiner selbst willen dargestellt, die Verkleidung der Fürstin dient der „Steigerunggegenseitiger Anziehung“ – und offenbar nicht der Zeugung eines Kindes. Man könnteannehmen, dass Katharina Daschkoff auf diese Weise gegen ihre weibliche Sexualität, diesie nicht als Selbstzweck, sondern als Mittel betrachten sollte, verstößt; sie vergeht sich aufgewisse Weise an ihrer weiblichen Natur – diese Schlussfolgerung steht wiederum <strong>im</strong>Einklang mit der Behauptung, dass sie als Mutter eine Niederlage verzeichnen muss, da siedieser weiblichen Berufung nicht gerecht wird.Auch die Ehe Charlotte Dornblühs aus Das unverwesliche Erbe hat Vorrang vorihrer Mutterschaft: Obwohl ihr Mann, der Forstmeister Dornblüh, für seine Kinder eindespotischer Vater ist, der unbedingten Gehorsam verlangt, stellt sich Charlotte nie auf dieSeite ihrer Kinder. Sie versucht es nie, die Kinder vor dem tobenden Vater zu schützen. Inerster Linie ist sie sich ihrer Pflichten als Ehefrau bewusst, die den Mann zu Hauseregieren lässt. In ihrer Ehe zeigt sich Charlotte vor allem als die sich fügende Gattin. Sobedauert es ihre Tochter Elisabeth, dass sie„viel darum geben würde, die Mutter ein einziges Mal allein sprechen zu können, was sichfreilich nie würde herbeiführen lassen, da die Mutter sich nie bereit finden würde, ohneWissen und Zust<strong>im</strong>mung des Vaters etwas zu unternehmen.“ (E. S. 67)Im Unterschied zu den Kindern hat Charlotte eine besondere Position in der Familie inne:denn sie ist die einzige, welche die Tyrannei und der Zorn des Familienoberhauptes nichterreicht: „ja die Mutter wäre eigentlich wie die älteste und liebste Tochter des Vatersgewesen, die einzige, an der er nie etwas auszusetzen gehabt hätte […]“ (E. S. 28).So ist auch Charlottes Tochter Elisabeth aus Das unverwesliche Erbe vor allem fürihren Ehemann da: Ihre Ehe n<strong>im</strong>mt vor allem deswegen einen Ausnahmecharakter an, weil

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