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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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73So kann es in diesem Kontext nicht verwundern, dass das Beharren auf dem typischWeiblichen, das mit dem Mütterlichen in Eins gesetzt wird, von den konservativenFrauenrechtlerinnen mit Entschiedenheit verfochten wird. Die Frau solle sich dessenbewusst werden,„daß sie eigenartige Kräfte für das beiden Geschlechtern gemeinsam best<strong>im</strong>mte Kulturwerkeinzusetzen hat, daß in diesen eigenartigen Kräften, in ihrer Differenziertheit Recht undPflicht liegt, sich völlig freie Bethätigung für ihre Wirksamkeit zu sichern. Nur dann wird sieihre sittliche Mission vollenden können.“ 212Es ist festzuhalten, dass die Vergegenwärtigung der der Frau zukommenden Rolle einewesentliche Voraussetzung ihrer gesellschaftlichen Sendung bildet: es scheint notwendigzu sein, dass sich die Frau erst der in ihr ruhenden Potenz bewusst wird, um sie dannanschließend zielgerecht einsetzen zu können.Aus diesem Grunde kann eine Entwicklung der Frau, die auf eine Angleichung anden Mann hinzielt, nicht akzeptiert werden. Im Einklang mit der These von der Differenzder Geschlechter wird die Vermännlichung der Frau als eine unerwünschte Erscheinungeingestuft:„Nicht eine unselbständige Nachahmung des Mannes gilt es, sondern die Ausgestaltung derEigenart der Frau durch freie Entwicklung aller ihrer Fähigkeiten, um sie in vollem Maßenutzbar zu machen für den Dienst der Menschheit.“ 213Der Wunsch der Frau, unbedingt so zu sein wie der Mann, sich ihm in jeder Hinsichtanzugleichen, ist nach Helene Lange der Beweis für ihre geistige Unselbständigkeit, eineArt intellektuelle Begrenztheit: „Noch ist Nachahmung des Mannes selbstverständlich: dieNorm, die er gesetzt, wird vom geistig noch unselbständigen Weibe acceptiert […].” 214 DieAblehnung des <strong>im</strong> traditionellen Sinne Weiblichen sei das Beispiel eines unreifenDenkens, es könne nur in die Irre führen:212 Helene Lange: Weltanschauung und Frauenbewegung. (1899/1900) In: Caroline Hopf / Eva Matthes:Helene Lange und Gertrud Bäumer. (wie Anm. 140), S. 45.213 Helene Lange: Was wir wollen. (1893). In: Caroline Hopf / Eva Matthes: Helene Lange und GertrudBäumer. (wie Anm. 140), S. 44.214 Helene Lange: Intellektuelle Grenzlinien zwischen Mann und Frau (1896/97). In: Caroline Hopf / EvaMatthes: Helene Lange und Gertrud Bäumer. (wie Anm. 140), S. 83.

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