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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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57Die spezifisch weibliche „Einheit mit der sittlichen Idee“ (S. S. 83 ) resultiert, wiegesagt, aus der besonderen Beschaffenheit des weiblichen Charakters. Denn laut S<strong>im</strong>melist die Einheit überhaupt ein wichtiges Charakteristikum des Weiblichen, die er als„<strong>im</strong>manente, innerhalb des subjektiven Lebens sich vollziehende Einheit“ (S. S. 83)auffasst.Zu den typischen Attributen der Frau zählt S<strong>im</strong>mel neben der Einheitlichkeit diePermanenz und Beständigkeit ihrer Existenz, dank welchen sie zu einem selbständigen,von dem Mann unabhängigen Wesen wird; denn„sie ruht in ihrem Weibtum als in einer absoluten Wesenssubstanz und - etwas paradoxausgedrückt - gleichgültig dagegen, ob es Männer gibt oder nicht.“ (S. S. 63)Es wird also klar, dass die Frau nach S<strong>im</strong>mel vor allem ein Individuum ist, das den Mannals Ergänzung nicht braucht und kein Relationsverhältnis zu der sie umgebenden Welteingehen muss. „Sichselbstgehören und Insichgeschlossensein“ (S. S. 65),„Geschlossenheit“ und „Beisichsein“ (S. S. 73) charakterisieren darüber hinaus dasWeibliche: die Frau befindet sich in einem permanenten Zustand des ‚Seins’, das demMännlichen ‚Werden’ entgegengesetzt ist. So gesehen erweist sich die Frau als ein in sichgeschlossenes Wesen, das mehr nach innen als nach außen gerichtet ist, weil „das <strong>im</strong>traditionellen Sinne Weibliche […] eine in sich zentrierende Eigenart bedeutet […].“ (S. S.61). Die Frau ist laut S<strong>im</strong>mel so selbstzentriert und in sich ruhend, dass sie die Grenze deseigenen Ich nicht überschreitet, weil das nicht in ihrer Natur liegt. Sich die Welt eigen zumachen, gehört dagegen zur Natur des Mannes. So lässt sich auch die männlicheAnwesenheit in den historischen Ordnungen und die gleichzeitige Ausschließung der Frau,die an der Peripherie der männlichen Systeme bleiben muss, erklären:„[…] die Frau, deren Sein sich sozusagen auf rein intensiven Voraussetzungen aufbaut, dievielleicht in ihrer Peripherie störbarer und zerstörbarer ist als der Mann, aber, so eng mit demMittelpunkt verbunden sich diese Peripherie auch zeigen mag - und in der Enge dieserVerbindung des peripherischen und des zentralen Seins liegt wohl das Grundschema allerFrauen-Psychologie -, in diesem Mittelpunkt expansionsloser und allen ausserhalb gelegenenOrdnungen entzogener ruht.“ (S. S. 68)

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