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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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165„Eines Tages wird er [Marias Freier – N. N.] es vielleicht begreifen, daß ich ihn liebe, weilund trotzdem ich ihn so genau kenne – daß er mich aber zu lange geliebt hat, weil er in mirdas Geschöpf seiner Träume verkörpert zu finden glaubte, von dessen seelischer Anatomie eraber bis vor kurzem nicht die geringste Ahnung hatte, und daß ich das nicht aushalten konnte– nicht, weil ich Anlage zur ,unverstandenen Frau´ hätte, sondern einfach um der Wahrheitund Klarheit willen.“ 346 (E. S. 359)Dem Zitat kann man entnehmen, dass das gegenseitige Verständnis zu einer notwendigenBedingung einer glücklichen Ehe wird – fehlendes Verständnis für die Wünsche undBedürfnisse des Ehepartners ist eine der Ursachen für das gestörte Verhältnis zwischenBrigitte und Daniel ten Maan aus Das Haus zum Monde. Während Brigitte eine einfacheund unkomplizierte, aber praktisch denkende Frau ist, ist Daniel ten Maan ein Träumer undeine Kunstnatur, die mit dem wirklichen Leben nicht zurecht kommt. DieUnterschiedlichkeit der Charaktere der Eheleute, ihre psychische Unangepasstheitbewirken, dass zwischen Brigitte und ihrem Mann sich ein unübersehbarer Abstand auftut.Brigitte und Daniel sind vom Wesen her unterschiedlich, ihre charakterlicheAndersartigkeit führt trotzdem keine größeren Krisen herbei. Man könnte die Feststellungriskieren, dass die Eheleute nicht miteinander, sondern ‚nebeneinander’ leben.Die Frauen, die <strong>im</strong> Gegensatz zu den guten Müttern der Ehe die größte Bedeutungbe<strong>im</strong>essen, werden meistens der Mutterrolle nicht gerecht.Wie Charlotte von Tracht aus Das Wunschkind, welcher der Mann mehr als dasKind bedeutet, ist auch der Fürstin Daschkoff aus Die Fürstin reitet der Gatte von Anfangan wichtiger als ihr Kind:„Aber dieser ganze Kult ihrer werdenden Mutterschaft, vor einem Jahr lieblich, erwärmend,erheiternd, - langweilig war er jetzt, aufreizend, erbosend, da Michael ihn nicht leitete, da ernicht da war, sie in seine mächtigen Arme zu nehmen, nächtlich mit ihr von demkommenden Kindchen zu flüstern und die gute, warme Hand auf ihren Leib zu legen, um daspochende stoßende Leben zu fühlen.“ (F. S. 6)346 Es ist ebenfalls nicht zu übersehen, dass Maria hier auch auf die Wahrnehmung der Frau von dem Mannals eine auf stereotypen Bildern basierende anspielt: als „das Geschöpf seiner Träume“ wird die Frau zumObjekt und zur Projektion der männlichen Phantasien. Nichts desto weniger empfindet Marie angesichtslängerer Abwesenheit des um sie anhaltenden Mannes „die innere Befreiung“ (S. 358).

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