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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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38Charlotte Dornblühs, der unehelichen Tochter Delphine Loriots, wird auch eine direkteVerbindung zum Wunschkind hergestellt. Ähnlich wie <strong>im</strong> Lennacker berührt die Dichterinin der Fortsetzung die Fragen der Konfession: sie zeigt die Wirkung der katholischen undevangelischen Glaubenshaltung auf das Schicksal und die Entscheidungen eines Einzelnen,indem sie ihre Heldin Elisabeth eine konfessionelle Mischehe eingehen lässt. Ein Jahr nachdem Erscheinen von Das unverwesliche Erbe wurde <strong>Ina</strong> Seidel von der als BerlinerAkademie der Künste wiederbelebten Preußischen Akademie erneut zum Mitgliedgewählt.Ebenfalls der Roman Michaela knüpft an frühere Texte <strong>Ina</strong> <strong>Seidels</strong> an, indem erden Peregrin-Erzähler, Jürgen Brook, zum Vermittler des Geschehens macht und dieGeschichte der Lehrerin Muriel, ihres Sohnes Rainer und dessen Frau Renée aus derErzählung Renée und Rainer weiterspinnt. Das kompositorische Prinzip bildet hier ähnlichwie bei Lennacker die Rahmenhandlung: der äußere Rahmen besteht aus Reflexionen undErinnerungen des Chronisten Jürgen Brook, die er um das Jahr 1950 niederschreibt, dieeigentliche von ihm erzählte Binnengeschichte spielt sich zur Zeit des Nationalismus ab.Der Roman, der ursprünglich den Titel Helden waren nicht tragen sollte, zeigtVerhaltensweisen und Lebensläufe einer Gruppe von Vertretern des deutschenBildungsbürgertums zur Zeit des nationalistischen Reg<strong>im</strong>es und ist als Versuch derVergangenheitsbewältigung und Aufarbeitung des eigenen Fehlverhaltens <strong>im</strong> Nazi-Deutschland zu verstehen. 130 Den tief persönlichen Charakter dieses Werkes betont <strong>Ina</strong>Seidel selbst: „Was es mir erschwert, den nötigen kritischen Abstand zu dem zu finden, isteben die Tatsache, daß ich zuviel Allerpersönlichstes hineinverbaut habe.“ 131Im Umkreis der letzten großen Romane entstanden mehrere Erzählungen, darunterdas melancholische Prosastück Fahrt in den Abend (1955), die Geschichte einespensionierten Arztes, welcher sich in den Abend fahrend allmählich seinem Tod nähert,eine Geschichte „wie man sie nur <strong>im</strong> Alter schreiben kann.“ 132 In anderen kürzeren130 Über die Aufnahme des Romans siehe mehr bei: Hiltrud Häntzschel: "Deutsches Verhängnis". <strong>Ina</strong> <strong>Seidels</strong>Roman Michaela aus dem Jahr 1959 und seine Rezeption. In: Adrian Hummel, Sigrid Nieberle (Hg.): weiterschreiben, wieder schreiben. Deutschsprachige Literatur der 50er Jahre. Festschrift für Günter Häntzschel.München 2004.131 Tagebuchnotiz aus dem Jahre 1960. In: Christian Ferber (Hrsg.): <strong>Ina</strong> Seidel. (wie Anm. 53), S. 182.Czesław Karolak behauptet dagegen, dass das „auf der Oberfläche des Klappentextes [des Romans – N. N.]deklariertes […] ‚Hinabgraben in die Geschichte‘“ <strong>im</strong> Grunde ausbleibe. Siehe mehr dazu: Czesław Karolak:„In die Geschichte hinabgraben...“ <strong>Ina</strong> <strong>Seidels</strong> erzählerische Selbstdarstellung. In: Izabela Sellmer (Hrsg.):Die biographische Illusion <strong>im</strong> 20. Jahrhundert: (Auto-) Biographien unter Legit<strong>im</strong>ierungszwang. Frankfurtam Main 2003. S. 73-80, hier S. 78.132 Tagebuchnotiz aus dem Jahre 1952. In: Christian Ferber (Georg Seidel): Die <strong>Seidels</strong>. (wie Anm. 63), S.353.

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