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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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133In diesem Kontext ist es interessant, zu erwähnen, dass Angelika Döpper-Henrichin Anlehnung an Karl August Horst 307 eine Anspielung auf Bachofen darin sieht, dass aufdem Brömseshof eine matriarchalische Herrschaft eingerichtet werde. 308 Einen explizitenHinweis liefert auch die folgende Aussage einer der Figuren aus dem Roman:„Was während der Kriegsjahre hier auf dem Gut geleistet wurde, - ja, das ließ mich an diealten Zeiten des Mutterrechts denken… […] Ja, des Mutterrechts, als eines Zustandes vollFrieden, Güte und Gerechtigkeit. Die Frauen regierten und die Tochter folgte auf die Mutter.Es sind vorgeschichtliche Zeiten, von denen ich spreche, Herr Siere, - aber was ich hiererlebte, das ließ mich erst an ihre Möglichkeit glauben.“ (BR. S. 133)In diesem Zusammenhang muss auch daran erinnert werden, dass das Gut unter derRegentschaft der Frauen nur einen zeitweiligen Aufschwung erlebt und dass es nachdem Tod der Mutter und dem Auszug Conrads allmählich zu verfallen beginnt. Darüberhinaus bedeutet die Formulierung ‘matriarchalische Herrschaft’, dass eine Mutter dieHerrscherin ist und nicht eine kinderlose Frau – und kinderlos und alleinstehend sindeben die Schwestern Conrads. Deswegen scheint es, dass man von einermatriarchalischen Ordnung auf dem Gut nur in Bezug auf die Zeitspanne sprechenkönne, in welcher die Mutter Cordula Siere noch lebte. Nach ihrem Tod bleibt auf demHof keine andere Mutter zurück: und so muss in Anlehnung an Bachofen folglich dieZeit der Blüte auch zu Ende gehen. Es liegt hier die Schlussfolgerung nahe, dass dieRückbesinnung auf Bachofen nicht auf die Beschwörung einer Weiberherrschaft <strong>im</strong>breiten Sinne dieses Wortes hinzielt, sondern vielmehr der Kontrastierung des Bildesder mythischen starken Mutter mit der wirklichen, schwachen und machtlosen, dienensollte.307 Welcher behauptet, dass Brömseshof das Beispiel einer matriarchalischen Rechtsauffassung sei, „die sichauf greifbaren Besitz und ererbtes Im-Blute-haben gründet, [vor dem] das vom Geist diktierte Gesetz desMannes kapitulieren muß.“ Karl August Horst: <strong>Ina</strong> Seidel. Wesen und Werk. Stuttgart 1956. S. 97.308 Vgl. Angelika Döpper-Henrich: „…es war eine trügerische Zwischenzeit.“ Schriftstellerinnen derWe<strong>im</strong>arer Republik und ihr Verhältnis zu den gesellschaftlich-politischen Umgestaltungen ihrer Zeit. Kassel2004 (Dissertation), S. 185.

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