11.07.2015 Aufrufe

Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

192Frau in ihrem Werk vor allem ihre weibliche Eigenart betonen soll: „Mütterlichkeit undZeugungsvermögen in einem geistigen Organismus“ seien „Bedingungen wahrenKünstlertums“ (C. S. 171) nach der Meinung eines Kunstkritikers, der sich in einer Zeitungzu Mathildes Bildern äußert. Die Mütterlichkeit sei laut diesem Kritiker die Grundlage desSchöpferischen und kann <strong>im</strong> gleichen Maße weibliche wie männliche Kunstcharakterisieren. (Vgl. C. S. 171). Aus diesem Grunde ist die Entwicklung der Frau zurKünstlerin keine Entwicklung gegen ihre eigene Natur – der Werdegang des weiblichenKünstlers wird offenbar von der in der Frau ruhenden natürlichen mütterlichen Potenzbegünstigt.Und dass Mathilde mütterlich veranlagt ist, wird mehrfach <strong>im</strong> Text suggeriert: siemöchte Kinder haben, und ihr Verhalten den Kindern gegenüber ist von Fürsorge undLiebe gekennzeichnet. Ihre Freundin Brigitte ten Maan beneidet sie um ihren Mann undum das Familienglück. 379 Obschon sie selbst keine Mutter wird, schafft sie eine typischweibliche, eine mütterliche Kunst. Als Künstlerin wird sie nicht zur bloßen Nachahmerindes Mannes, sondern tritt mit Eigenem, das ihrem weiblichen Wesen entspricht, hervor.Auf diese Weise lässt <strong>Ina</strong> Seidel ihre Protagonistin den Forderungen gerecht werden, dieGertrud Bäumer an den geistig schaffenden weiblichen Menschen stellte: dass nämlich dieFrau sich nicht am Männlichen orientieren, sondern auch in der Kunst ihr Andersseinbetonen solle. 380Mathildes Schicksal zeigt, dass die weibliche Selbsterfüllung nicht nur in derMutterrolle möglich ist. Auch eine allein stehende Frau ist zur geistigen Entwicklungbesonders prädestiniert, vorausgesetzt jedoch, dass sie sich nicht gegen ihre mütterlicheNatur auflehnt, sondern vielmehr aus ihr schöpft. Die geistige Vervollkommnung einerallein stehenden Frau kann in der Hingabe an die Kunst angestrebt werden; dieSelbstverwirklichung in der Kunst schließt indes die Erfüllung in der Mutterrolle aus.3.3.2.2 Die Tänzerin Tatjana aus Sterne der He<strong>im</strong>kehrTatjana Lund ist eine markante Figur aus dem Roman Sterne der He<strong>im</strong>kehr (1923).Obwohl sie eher zu den Nebengestalten gehört, ist sie deswegen interessant, weil sie jenerGruppe der Frauen zuzurechnen ist, die keine Mütter sind und allein stehen.379 Das Mütterliche an Mathilde kommt besonders in dem Roman Das Haus zum Monde zum Ausdruck.380 Vgl. das Kapitel zu Gertrud Bäumer.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!