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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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43Johann J. Bachofens Werk: Das Mutterrecht: eine Untersuchung über die Gynaikokratieder alten Welt nach ihrer religiösen und rechtlichen Natur (1861), das zur Befestigung deskonservativen Weiblichkeitsbildes durch die Aufwertung der Frau in der Mutterrollewesentlich beiträgt, wird in den Zwanziger Jahren neu entdeckt. 142 Eine differenziellkonservativeGeschlechtertheorie entwickelt darüber hinaus der Soziologe Georg S<strong>im</strong>mel,dessen Werk Philosophische Kultur in den Jahren 1919 und 1923 erneut aufgelegt wird:Die von ihm aufgeworfenen Thesen weisen wiederum viele Gemeinsamkeiten mit dendurch den konservativen Flügel der Frauenbewegung präsentiertenWeiblichkeitskonzepten auf.2.1 Johann Jakob Bachofens Theorie des Mutterrechts und derMütterlichkeitDie Theorie Johann Jakob Bachofens (1815 – 1887), des Schweizer Juristen undAltertumsforschers, die er in dem 1861 erschienenen Werk Das Mutterrecht: eineUntersuchung über die Gynaikokratie der alten Welt nach ihrer religiösen und rechtlichenNatur skizziert hat, stellt den Versuch dar, die Entwicklung der menschlichen Zivilisationaus einer bisher nicht beachteten Perspektive zu schildern. 143 Diese Entwicklung beschreibtder Forscher als einen dreistufigen Prozess: in seiner detaillierten Untersuchung betont erdie Bedeutung einer neuen, zum ersten Mal von ihm charakterisierten Kulturperiode,welche er „das gynaikokratische Zeitalter“ 144 nennt. Es handelt sich hier um eineEntwicklungsstufe, in welcher alle Maßstäbe vom weiblichen Standpunkt aus gesetztwurden und das geltende Recht das Mutterrecht war. Diese mutterrechtliche Kulturperiodeversetzt der Forscher in die vorantike Zeit. Das Zeitalter der Mutter unterscheidet sichjedoch grundsätzlich von der klassischen antiken Zeit, die diese Stufe in der Entwicklungder Menschheit verdrängen und überwinden musste. Als Beispiel der Völker, in denen das142 Zur Wiederentdeckung Bachofens trägt z. B. der Philosoph Ludwig Klages bei.143 Dass <strong>Ina</strong> Seidel die Theorie Bachofens kannte, bezeugt der folgende Abschnitt aus dem letzten RomanMichaela: An einer Textstelle äußert sich eine weibliche Gestalt wie folgt: „Verschonen Sie uns mitMütterlichkeit! Uff! Ich kann das Wort nicht mehr hören. Wenn der alte Bachofen geahnt hätte, was erheraufbeschwor, hätte er es wohl vermieden, sich so in dieses Thema hineinzuknien. Ich nehme das zu seinenGunsten gerne an.“ (M. S. 327).144 Johann Jakob Bachofen: Das Mutterrecht: eine Untersuchung über die Gynaikokratie der alten Welt nachihrer religiösen und rechtlichen Natur. Stuttgart 1861. S. XV. Ich benutzte hier das <strong>im</strong> Internet zugänglicheE-Book, das unter der folgenden Adresse abrufbar ist: Be<strong>im</strong> Zitieren wird <strong>im</strong>laufenden Text die Seitenangabe mit der Sigle B in Klammern angegeben.

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