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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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203Nachbarin näher kennen zu lernen. Wie sich bald herausstellt, gehört Andrea zu einemKreis von künstlerisch tätigen Menschen, mit denen auch Richard verkehrt. Sie treffen sich<strong>im</strong>mer häufiger, bis sich aus der Bekanntschaft eine Liebesbeziehung entwickelt. Dasungetrübte Glück der Liebenden dauert jedoch nicht lange an: da sich Andrea mit anderenMännern trifft, darunter mit ihrem ehemaligen Liebhaber, fängt Richard an, unterEifersucht zu leiden. Er schiebt aber die Schuld sich zu und lässt sich von Andreaüberzeugen, dass seine Eifersucht unbegründet ist. Doch als er sie auf einem Maskenball inden Armen eines Anderen sieht, besteht für ihn kein Zweifel mehr. Solger trennt sich vonAndrea – in seinem Selbstwertgefühl verletzt, denkt er einen Racheplan aus: Durch seineVermittlung wird Andrea eine lebenslängliche Rente zugesprochen, dank welcher sieunbekümmert leben kann. Diese Rente ist angeblich das Geschenk eines von ihr alsTänzerin begeisterten Verehrers, der anonym bleiben will. Dass Solger hinter der ganzenSache steht, erfährt Andrea allerdings nicht.Das auf einmal reich gewordene Mädchen kann sich in ihrer neuen Lage nichtzurechtfinden: die Menschen, mit denen sie sich bisher abgegeben hat, belästigen sie mitBitten um finanzielle Unterstützung. In dem Glauben, dass sie einigen Freunden wirklichhelfen kann, deren Armut ihre künstlerische Entwicklung beeinträchtigt, entscheidet siesich, ihnen den Aufenthalt in einem verlassenen Kloster in Sizilien zu finanzieren und dortfür sie die besten Bedingungen zur schöpferischen Arbeit zu schaffen. Sie will nämlich„das weltliche Kloster geistiger Menschen“ 392 verwirklichen. Da sie selbst dazu nicht fähigsind, dieses Vorhaben selbständig auszuführen, bittet sie Richard um Hilfe. Der Gelehrteschlägt ihre Bitte nicht aus und verreist mit der ganzen Künstlergesellschaft nach Italien.Im Laufe der Zeit erweist es sich, dass die angeblich verkannten Künstler skrupellosAndreas Wohlwollen ausnutzen und sich keineswegs dazu verpflichtet fühlen, ihrekünstlerischen Talente zu entfalten. Als die verzweifelte Andrea Richard mitteilt, dass siesich dazu gezwungen sieht, einen der Künstler zu heiraten, um endlich zur Ruhe zukommen und den ständigen Belästigungen seitens der Anderen zu entkommen, entscheidetsich Richard, seinen Plan rückgängig zu machen: Andrea wird informiert, dass die Renteihr nur noch für zwei Monate ausgezahlt wird, da ihr he<strong>im</strong>licher Wohltäter entmündigtwurde. Die Tänzerin empfindet diese Wende in ihrem Leben wie ein Geschenk – sie kannsich endlich von der Last des ihr aufgezwungenen Geldes befreien. Als sich Richard alsder he<strong>im</strong>liche Wohltäter zu erkennen gibt und ihr die Wahrheit über die Quelle ihres392 <strong>Ina</strong> Seidel: Der vergrabene Schatz. In (Dies.): Quartett. Vier Erzählungen. S. 156-238, hier S. 215. BeiZitaten aus der Erzählung wird die Seitennummer mit der Sigle V <strong>im</strong> laufenden Text angegeben.

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