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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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63„[…] Der Gattungscharakter der Frau [ist] nicht nur biologischer, sondern zweifellos mitsoziologischer Art, das heißt, […] nicht nur naturgegeben, sondern auch durch die jeweiligeLage der Frau <strong>im</strong> Gesamtleben der Frau best<strong>im</strong>mt […].“ 162Die These Bäumers lässt dabei an den wohl berühmtesten Satz S<strong>im</strong>one de Beauvoirsdenken: „Man kommt nicht als Frau zur Welt, man wird es.“ 163 Diese ÜberlegungBäumers führt jedoch keinen Bruch mit ihrer Grundauffassung herbei, dass die Frau vorallem Geschlechtswesen sei. 164Die Unterschiedlichkeit des männlichen und weiblichen Charakters kann laut Langedarüber hinaus nur potenziert werden: die Entfaltung der wesensgemäßen Unterschiedewird <strong>im</strong> Prozess der kulturellen Entwicklung der Menschheit <strong>im</strong>mer intensiver:„Die Differenzierung ist gegeben in der Eigenart der Geschlechter; sie steigt mit erhöhterKultur; der Mann wird <strong>im</strong>mer mehr Mann, die Frau <strong>im</strong>mer mehr Frau, während sich beiuncivilisierten Völkern die Typen verwischen.“ 165Mit steigender Kultur vertiefen sich folglich die Unterschiede zwischen den Geschlechtern,ihre Entfaltung wird auf gewisse Weise zum Triebmotor der zivilisatorischen Entwicklung:daher müsse auch die Arbeitsteilung diesem Prozess Rechnung tragen. Lange fordert, dassFrauen in solchen Berufen arbeiten sollten, die ihrer Eigenart mehr entsprechen: zu solchenBerufen gehören vorzugsweise die Lehrerin oder die Ärztin. Man müsse die„wesensgemäße Arbeitsteilung“, und keine mechanische vornehmen. 166 Dank dementsprechenden Einsatz der Frauen kann die Gesellschaft nur eine Vervollkommnung162 Gertrud Bäumer: Psychologische Grundlegung (1911). In: Caroline Hopf / Eva Matthes: Helene Langeund Gertrud Bäumer. (wie Anm. 140), S. 101.163 S<strong>im</strong>one de Beauvoir: Das andere Geschlecht. Sitte und Sexus der Frau. Reinbek bei Hamburg 2006, S.334.164 Bäumer weicht auf gewisse Weise dem von ihr aufgeworfenen Problem aus, indem sie feststellt: „Sobleibt am Ende doch die Grenze zwischen Natur und Kultur <strong>im</strong> Wesen der Weiblichkeit unbest<strong>im</strong>mt odermindestens unerkennbar. Wir müssen uns darauf beschränken, zu sagen, daß die bleibende gattungsmäßigeNaturbest<strong>im</strong>mung der Frau (in Geschlechtsliebe und Mutterschaft) und ihre wechselnde gattungsmäßigeKulturbest<strong>im</strong>mung (als Hausbewahrerin und Pflegerin alles persönlichen Lebens) sich in best<strong>im</strong>mtenseelischen Eigenschaften ausgeprägt hat, die zusammengenommen einen Typus weiblicher Geistesartergeben.“ Gertrud Bäumer: Psychologische Grundlegung (1911). In: Caroline Hopf / Eva Matthes: HeleneLange und Gertrud Bäumer. (wie Anm. 140), S. 105.165 Helene Lange: Intellektuelle Grenzlinien zwischen Mann und Frau (1896/97). In: Caroline Hopf / EvaMatthes: Helene Lange und Gertrud Bäumer. (wie Anm. 140), S. 91.166 Ebd. S. 92.

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