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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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236Zugleich lässt sich nicht bestreiten, dass dieses Heldentum von der Frau denVerzicht auf ihre ‘Weiblichkeit’ fordert:„Und dann, - am Ende, - hatte sie auch ihr Leben lang das Schwert geführt oder Gott weiß,welche Waffen, hatte jedenfalls in Stahl und Eisen gestanden ohne Unterlaß und ihr Herzgehärtet, daß es nur noch glühte in der kühlen Glut eines Edelsteins, - dennoch, dennoch siewar eine Frau geblieben, eine schmächtige, kleine Frau, - und eben war sie sehr allein.“ (J. S.227)Es drängt sich der Gedanke auf, dass die Protagonistin auf gewisse Weise entgegen ihrerweiblichen Natur handelte, indem sie die männliche Strenge und Gefühllosigkeit übernahmund das Leben einer Einzelgängerin wählte. Um zu einer Heldin zu werden, musste dieProtagonistin folglich ihrer weiblichen Natur entsagen. Wie bereits an mehrerenTextstellen der vorliegenden Arbeit gezeigt wurde, liegt nach <strong>Ina</strong> Seidel die wahreweibliche Natur <strong>im</strong> Mütterlichen: die Absage der Terroristin an ihre Weiblichkeit bedeutetdaher den Verzicht auf die Mutterrolle. Es liegt hier die Schlussfolgerung nahe, dassHeldentum mit dem Muttersein nicht einhergehen kann, dass die Einsamkeit zu einerunumgänglichen Bedingung des Heldentums wird. 437 Die Frau als Heldin ist eine tragischeGestalt: diese Tragik unterstreicht nicht nur ihr gewaltsamer Tod, sondern auch ihreAnonymität. Da sie nicht einmal einen Namen hat, sind ihre Heldentaten einem schnellenVergessen geweiht. 4383.3.4.2 Michaela aus MichaelaDie Schweizerin Michaela Perez aus dem Roman Michaela. Aufzeichnungen desJürgen Brook (1959) wird zu Beginn der Handlung als Sekretärin und Assistentin ihresMannes Arnold Perez, eines anerkannten jüdischen Archäologen, dargestellt. 439437 Diesen Schluss untermauert außerdem das Schicksal Katharina Romanownas aus der Erzählung DieFürstin reitet: Die Protagonistin wurde zur Heldin, indem sie sich für ihr Vaterland engagierte – dabe<strong>im</strong>usste sie freilich eine Niederlage als Mutter verzeichnen. Siehe mehr dazu <strong>im</strong> Kapitel zu KatharinaRomanowna.438 Worin man wiederum eine Affinität zu dem Schicksal der Fürstin Daschkoff erblicken könnte, die umihren Ruhm als Heldin gebracht wurde, indem man ihre Verdienste einem anderen zuschrieb.439 Die Gestalt der Schweizerin wurde der Gruppe der allein stehenden Frauen zugerechnet, obwohl sieeigentlich nicht allein stehend, sondern verwitwet ist. Dies geschah aufgrund der Überlegung, dass sie <strong>im</strong>Vergleich zu anderen Witwen, wie Cornelie aus dem Wunschkind oder Muriel aus Renée und Rainer, keineMutter ist. Diese Eigenart Michaelas lässt es zu, sie innerhalb der Gruppe der allein stehenden Frauen zuanalysieren.

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