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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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145Christoph verbunden, was ihr Ende beweist: Delphine ist nämlich <strong>im</strong> selben Jahr wie ihrMilchbruder gestorben.Dass Charlotte möglicherweise das Kind von Christoph ist, wird in Dasunverwesliche Erbe auch suggeriert, indem auf die äußere Ähnlichkeit Charlottes zuChristophs Mutter Cornelie hingewiesen wird: „das Kind [Charlotte] ist, […] sehr dunkel,mit glattem, schwarzbraunem Haar, einer rosig durchsch<strong>im</strong>merten bräunlichen Haut undAugen” (E. S. 18). Es sei hier nur daran erinnert, dass Cornelie von Echter ebenfallsdunkle Haare und eine bräunliche Haut hatte. 322Charlotte wuchs auf in der Obhut der Familie Dornblüh und heiratete später denältesten Sohn ihrer Pflegeeltern, den Forstmeister Dornblüh. Mit dem Forstmeister wurdeCharlotte sieben Mal schwanger, am Leben blieben nur vier Kinder, darunter nur einMädchen – Elisabeth, das jüngste Kind zugleich. Obwohl Charlotte ein ‚Kind der Sünde’ist, unterscheidet sich ihr Schicksal wesentlich von dem ihrer sündhaften Mutter. Sie trägtin sich das Erbe von Schuld und Sünde, das sich jedoch erst in der Gestalt ihrer Tochterbesonders bemerkbar macht. Denn Charlotte steht von Anfang an dem Gott sehr nahe undwill sogar zur Nonne werden. Letzten Endes wählt sie jedoch die Rolle der Ehefrau undMutter.Dass Charlotte nicht ins Kloster geht und stattdessen in den Stand der Ehe tritt, lässtdarauf schließen, dass nicht das Kloster sondern das familiäre Leben eine Frau zumwertvollen Mitglied der Gesellschaft machen kann. Die tiefe Religiosität Charlottes spielteine besondere Rolle in ihrem Verhältnis zur Welt und prägt auch ihr Bild als Mutter.Charlotte ist nämlich der Inbegriff der christlichen Liebe, mit welcher sie allen sieumgebenden Menschen begegnet. Sie ist der ganzen Welt liebevoll zugewandt: <strong>im</strong>christlichen Sinne versucht sie, das Böse mit dem Guten zu bezwingen. Charlotte ist dasBeispiel einer besonderen Frau, welcher ein Gnadenstand gewährt ist, sie ist „an<strong>im</strong>achristiana naturaliter“, eine von Natur aus christliche Seele, (E. S. 20), deren tiefeReligiosität den wichtigsten Zug ihres Wesens ausmacht. 323 Als eine schon ältere Frau istsie <strong>im</strong> „Zwischenreich“ (E. S. 231) behe<strong>im</strong>atet – sie führt Gespräche mit Gestorbenen undbetrachtet den nahe kommenden Tod lediglich als einen Übergang in ein anderes Leben.Den besonderen Zustand Charlottes als Mensch der Gnade bestätigt letzten Endes ihr Tod:Sie ist „so leicht und selig entschlafen“ (E. S. 58). Charlottes inniger Glaube lässt sich322 Vgl. das Kapitel zu Cornelie.323 Charlottes tiefe Religiosität lässt sich auch als eine Bestätigung für die Bachofensche These lesen, dass dieFrau durch ein besonderes Religionsempfinden, das ihr von der Natur gegeben wurde, ausgezeichnet sei. Vgl.das Kapitel zu Bachofen.

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