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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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49Benachteiligung der Frau, sondern wird zur Grundlage ihrer besonderen Stellung in derGesellschaft.Zu den wichtigsten Attributen der Frau gehören laut dem Forscher ihreNaturverbundenheit, ihr Religionsempfinden und allen voran ihre Mütterlichkeit. Die„enge Verwandtschaft mit dem Naturleben und dem Stoffe“ (B. S. XV) ist in dem Wesender Frau fest verankert; deswegen war das Mutterrecht „das Gesetz des Stofflich-Leiblichen, nicht des geistigen höheren Lebens“ (B. S. 10).Mit dem Wesen der Frau hing auch der tief religiöse Charakter der Gynaikokratiezusammen, da die Frau laut dem Forscher wiederum <strong>im</strong> Unterschied zu dem Mann eintieferes Religionsempfinden und stärkeren Glauben entwickeln kann: „Das tiefe,ahnungsreiche Gottesbewusstsein“ sei nämlich „die innere Anlage der weiblichen Natur.“(B. S. XIII). Diese besondere religiöse Veranlagung ermöglicht es der Frau, einegegenüber dem Mann höher gestellte Position innezuhaben, sie wird zu einer festenGrundlage ihrer gesellschaftlichen Machtstellung. Aber auch dank der „religiösen Weihe“ist die Frau <strong>im</strong> Stande, den Sieg über den physisch stärkeren Mann davonzutragen. DieFrau als „die Trägerin des höheren Prinzips, als die Offenbarung des göttlichen Gebots“(B. S. XIV) berührt gleichsam die Sphäre des Sacrum selbst und wird zur Mittlerinzwischen dem Irdischen und dem Göttlichen. Diese Glorifizierung der weiblichen Werteerreicht ihren Höhepunkt in der Hierophantie der irdischen Mutter, was wiederum mit derfür das Übernatürliche besonders sensiblen weiblichen Natur <strong>im</strong> Einklang stehe. Denn zuden typisch weiblichen Eigenschaften gehören außerdem die Empfindlichkeit für dasÜbernatürliche, Göttliche und Wunderbare, Stetigkeit und „Conservatismus des ganzenDaseins“ (S. XVI). In diesem Sinne erweisen sich die Frauen als die berufenen Hüterinnender Tradition. Mit diesen Charakterzügen hänge die „weibliche Prophetie“ zusammen, dieälter als die des Mannes sei. Die Frau versinnbildlicht darüber hinaus die Ideen desFriedens, der Liebe, die „das tiefste Bedürfnis weiblicher Seele“ (B. S. XV) ist, und derVersöhnung, während das Prinzip Mann für Hass, Gewalt und Feindschaft steht.Dieser ‚humane’ Charakter der Frau wurzelt wiederum in ihrer ursprünglichstenFähigkeit, mütterlich zu lieben. Die Mutterliebe definiert Bachofen als „Lichtpunkt desLebens, die einzige Erhellung der moralischen Finsternis, die einzige Wonne inmitten destiefen Elends.“ (B. S. X), als „gehe<strong>im</strong>nisvolle Macht, welche alle Wesen der irdischenSchöpfung gleichmäßig durchdringt“, als „das göttliche Prinzip der Liebe, der Einigung,des Friedens.“ (B. S. X.). So gesehen wird die mütterliche Liebe zum Ideal der Liebeüberhaupt, als eine allgemeine Menschenliebe erlangt sie ihre höchste Qualität.

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