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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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241In diesem Sinne scheint Michaelas ‚vergeistigte’ Existenz aus der „Überbetonung ihrerintellektuellen […] Persönlichkeit“ zu erwachsen – und weil sie sich auf dem Gebiet derWissenschaft verwirklichen will, wird ihr das familiäre Glück und die Erfüllung in derMutterrolle versagt. Ähnlich wie die Kunst, die sich mit dem Muttersein nicht vereinbarenlässt, 445 verdammt die wissenschaftliche Tätigkeit die Frau zur Einsamkeit. Symbolischwird dies ebenfalls am Beispiel der Volière gezeigt, durch welche Michaela, was zubeachten ist, erkannt habe, dass „es um die Frau als Einzelgängerin etwas Trauriges, ja,Tragisches ist.“ (M. S. 803). Daraus lässt sich ableiten, dass die Wissenschaft, so wie dieKunst, der Frau zum Verhängnis werden kann, weil sie sie zum Alleinsein verurteilt undvon ihrer wahren, d. h. mütterlichen Natur entfremdet. Interessant ist in diesemZusammenhang noch die Tatsache, dass Michaela am Ende des Romans den Wunschäußert, in Merleberg eine Schule für verwaiste Kinder zu gründen. Obwohl sie betont, dasssie damit keinen Ersatz für die eigene Kinderlosigkeit schaffen wolle (Vgl. S. 942), istdoch ihre Bereitschaft, sich der Kinder der verstorbenen Renée anzunehmen,aufschlussreich. In einem Brief an den Erzähler Jürgen Brook gibt die Protagonistinfolgendes zu bedenken:„Es hat wohl so sein sollen, ebenso wie es mir vorbest<strong>im</strong>mt gewesen sein muß, daß mireigene Kinder versagt blieben, und daß ich erst sehr spät, ja, zu spät erkannt habe, daß mirdas – vielleicht – gefehlt hat. […] Ich wollte ja nur erklären, daß ich mich Kinderngegenüber <strong>im</strong>mer irgendwie gehemmt, komischerweise schüchtern gefühlt habe. Aber dieseKinder - Renées Kinder – sie haben es mir so leicht werden lassen; es ist, als ob dieser Bannaufgehoben wäre, seitdem ich sie kenne.“ (M. S. 928f.)Die angeführte Passage mutet so an, als ob die Protagonistin ihre mütterliche Seite endlichdoch entdeckt habe. Ihre Hinwendung zum Mütterlichen wird dabei als die Loslösung voneinem „Bann“ dargestellt, wodurch suggeriert wird, dass die bisherige Existenz ihr keinewirkliche Erfüllung bringen konnte. Dass die Protagonistin letzten Endes tatsächlich zurMutter wird, wenn auch nur durch Adoption, legt den Schluss nahe, dass das wahreweibliche Glück einzig in der Erfahrung des Mutterseins liege.445 Was am Beispiel der Kunstmalerin Mathilde Mackens aus dem Roman Sterne der He<strong>im</strong>kehr gezeigtwurde.

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