11.07.2015 Aufrufe

Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

56Man kann die Feststellung riskieren, dass S<strong>im</strong>mel hier das Konzept einer altruistischenweiblichen Sexualität entwirft, wodurch sich die Frau als ein dem Mann moralischüberlegenes Wesen erweist.Diese veredelte Sinnlichkeit der Frau hängt eng mit ihrer Berufung zu einemmoralisch richtigen Handeln zusammen. S<strong>im</strong>mel glaubt nämlich <strong>im</strong> Unterschied zuWeininger, mit dem er ausdrücklich polemisiert, dass die Frau keineswegs einamoralisches Wesen sei. Der Soziologe betont vielmehr die „Eigenart der Frau auf demethischen Gebiet“ (S. S. 81), die sich u. a. darin zeige, dass die Frau das moralisch Richtigegleichsam verinnerlicht habe. Um mit S<strong>im</strong>mel zu sprechen:„[…] die Sitte, die nichts ist als die Lebensform des sozialen Kreises, das Verhalten, dasdieser um seiner Selbsterhaltung willen zum Gesetz geprägt hat, scheint aus dem eigenstenInstinkt ihrer Natur zu quellen.“ (S. S. 88)Darüber hinaus fällt es der Frau leichter als dem Mann, sich zu einer „schönen Seele“ zuentwickeln, weil dieses sittliche Potenzial in ihr bereits vorhanden ist:„Für sie ist das Charakteristische, dass ihr sittliches Handeln nicht erst der Überwindungentgegengesetzter Triebfedern bedarf, sondern aus der Selbstverständlichkeit eineskonfliktlosen Triebes quillt. Für die schöne Seele ist das Leben gleichsam einreihig, sie willvon vornherein nur, was sie soll.“ (S. S. 82 )Die schöne Seele definiert der Forscher als „die metaphysische Einheit der Natur in unsund der Idee über uns“, die „sich als innere Harmonie unserer Willenshandlungen“ (S. S.82) manifestiere. Zentral in seiner Definition sind folglich die Begriffe Einheit undHarmonie, die wiederum auch spezifisch weibliche Eigenschaften darstellen: die Fraubesitzt nämlich die „Einheit als apriorisch inneres Prinzip“ (S. S. 82). Die Fähigkeit derEntwicklung zur schönen Seele ist in ihrem Wesen fest verankert:„Hier liegt der ethische Typus, der unter allen, männlicher- wie weiblicherseits realisiertenam tiefsten mit dem weiblichen Grundwesen zusammenhängt, sich am unmittelbarsten ausdessen Lebensformel entwickelt.“ (S. S. 83 )

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!