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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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129unehelichen Beziehung, die seine Mutter für kurze Zeit mit Peter Brömse, dem Bruder vonAndreas, verband. Conrad, der sein ganzes Leben lang Wilhelm Siere für seinen Vaterhielt, erfährt dies jedoch erst am Ausgang des Romans: Als ein uneheliches Kind muss ereinsehen, dass er nicht zum Herrn des Brömseshofs werden kann und dass seineSchwestern die eigentlichen Erbinnen sind. Dank Johanne und Sophie, die während seinerAbwesenheit und auch ohne die Hilfe eines anderen Mannes selbständig das Gutbewirtschafteten, konnte der Brömseshof eine Blütezeit erleben. Conrad gibt den Kampfum das Gut gegen die Schwestern auf und verlässt den Brömseshof zusammen mit seinerFrau Christa. Der Roman endet mit einem kurzen Blick auf den Brömseshof, der unter derHerrschaft der Frauen allmählich verfällt.Die Gestalt von Cordula Siere wird <strong>im</strong> Roman aus zwei Perspektiven skizziert: zumeinen sieht man die reale Cordula, wie sie von ihren Kindern und der Umgebungwahrgenommen wird, zum anderen wird das <strong>im</strong>aginäre Bild der Mutter gezeichnet, das ihrSohn Conrad in seinen Träumen und Vorstellungen entwirft.Die wirkliche Cordula wird konsequent als eine kalte und strenge Mutterdargestellt. Auf diese Kälte weist bereits ihr Äußeres hin:„Hoch und vornübergebeugt […] blätterte sie in der großen Bibel, die vor ihr lag. Sie trugein grau und schwarz gestreiftes Kleid und eine kleine Spitzenhaube auf dem welliggescheitelten silbrigen Haar. Weiße gekrauste Rüschen waren an Kragen und Ärmeln, undConrad erkannte die Brosche an ihrem Halse, die zwei dicken, ineinander verschlungenenRinge aus Gold und schwarzer Emaille, die zu seinen frühesten Erinnerungsbildern derMutter gehörte.“ 302Es manifestiert sich hier eine Strenge ‚<strong>im</strong> preußischen Stil‘, die zwischen der Mutter undihrer Umgebung eine unübersehbare Distanz erschafft. Dieser Abstand charakterisiertvorzugsweise das Mutter-Kinder-Verhältnis:„Zwischen Cordula Siere und ihren Kindern hatte nie ein ausgesprochen zärtlichesVerhältnis bestanden, bestenfalls eine Art harter und gefährlicher Kameradschaft, um derenGewinn von Seiten der Kinder zu ringen und die durchaus kein unwiderrufliches Eigentumdes damit Ausgezeichneten war. […] Cordula Siere war für ihre Kinder wie ein302 <strong>Ina</strong> Seidel: Brömseshof. Eine Familiengeschichte. Düsseldorf 1949. S. 33f. Bei Zitaten aus dem Romanwird <strong>im</strong> laufenden Text die Seitennummer mit der Sigle BR in Klammern angegeben.

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